DEVIL IN ME

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True HxCx-Kids

Wenn man an Portugal denkt, kommen einem vielleicht Strände an der Algarve in den Sinn, aber was ist mit Metal oder gar Hardcore? Im Hinblick auf diese Musikrichtungen ist die portugiesische Geschichte schnell erzählt. Vielleicht fallen einem noch MOONSPELL ein, die in den Neunziger Jahren erfolgreich die internationalen Bühnen bespielten. Oder auch X-ACTO, die 1997 eine Split-CD mit IGNITE veröffentlichten. Mit DEVIL IN ME hat Portugal allerdings seit einigen Jahren einen internationalen Exportschlager in Sachen Hardcore, der auch US-amerikanischen Szenegrößen in nichts nachsteht. So überzeugt das neue Album „On The Grind“ auf ganzer Linie und integriert sogar einen Gastauftritt von Scott Vogel von TERROR. Von Frontmann Poli erfahren wir mehr über Geschichte der Band.

Poli, wie ging es einst los mit DEVIL IN ME?

Wir haben DEVIL IN ME im Jahr 2004 gründeten, aber zuerst hieß die Band LOCKDOWN, nach einem MADBALL-Song. Zu dieser Zeit spielte ich in einer Band namens FOR THE GLORY, und da ich neben dem Singen auch immer viel mit meiner Gitarre herumexperimentiere, vor allem wenn ich auf Tour bin und es mal wieder todlangweilig ist, kommen dabei oft coole Sachen raus. Vieles davon konnte ich damals für meine Band nicht benutzen. Aber ich habe die Riffs und Songstrukturen aufgehoben, und als es mit LOCKDOWN losging, passte es hervorragend. Auch das erste Demo haben wir noch unter diesem Namen veröffentlicht. Aber kurze Zeit später fanden wir, dass DEVIL IN ME besser klingen würde. Klingt irgendwie härter, hahaha. Knapp zwei Jahre danach haben wir unser erstes Album „Born To Lose“ veröffentlicht und sind jetzt immer noch dabei.

Das neue Album „On The Grind“ ist ein ziemlich hartes Teil: Man kann sich darüber streiten, ob es metallischer Hardcore oder Metalcore ist. Das ist insofern interessant, als ihr alle stärkere Hardcore- als Metal-Roots habt. Was sind eure Haupteinflüsse?
Auf jeden Fall sind wir alle „true HxCx-Kids“, hahaha. Aber wir alle sind mit so vielen verschiedenen Musikstilen aufgewachsen, dass man die fast auf jedem Album erkennen und heraushören kann. Metal ist natürlich auch dabei. Man kann Einflüsse von SEPULTURA, PANTERA oder DEATH bei uns ausmachen. Was deine Frage nach dem Genre angeht, kannst du es nennen, wie du magst. Ich danke, das Album ist eine coole Mischung aus Hardcore und Thrash Metal, und wir alle sind sehr zufrieden damit.

Was ist dein Lieblingstrack auf „On The Grind“ und was, denkst du, wird den Fans gefallen?
Mir gefallen alle, ist doch klar! Live werden bestimmt vor allem „D.L.T“ und „Never give in“ gut funktionieren, kann ich mir denken.

Bei „D.L.T“ ist Scott von TERROR als Gastsänger dabei. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in der Vergangenheit schon viel rumgekommen sind und viele Leute kennen gelernt haben. Viele erstaunliche Menschen haben dabei unseren Weg gekreuzt und Scott ist einer von ihnen. Er war schon immer einer meiner absoluten Favoriten für einen Gastauftritt, denn seine Stimme und sein Gesangstil sind einzigartig. Als wir ihn fragten, sagte er sofort zu und es hat direkt geklappt. Das Ergebnis ist der Oberknaller, noch besser, als ich es mir je ausgemalt habe.

Auf „On The Grind“ habt ihr einige kurze, instrumentale Zwischenspiele eingebaut. Songs wie „Stomp“ oder „S.c“ zeigen dadurch eine vollkommen neue Seite von euch. Was ist der Grund dafür?
Wir hatten schon immer den Wunsch, ein Album zu machen, bei dem wir die Zuhörer:innen die ganze Zeit fesseln können. Wir wollen keine Momente der Ruhe aufkommen lassen, so dass wir jetzt die kleinen Zwischenstücke eingebaut haben. Das funktioniert meiner Meinung nach ganz gut, denn so was zieht einen noch stärker in ein Album rein.

In meiner Rezension erwähnte ich das Cover des neuen Album, es erinnert mich an Thrashcore-Bands aus den Achtzigern. Wer ist der Künstler und warum habt ihr es ausgewählt?
Das war ich! Neben DEVIL IN ME habe ich ja noch mein eigenes Tattoo-Studio und kann daher zeichnen. Allerdings war das Cover mein erstes digital erstelltes Kunstwerk, sonst zeichne ich noch mit Stift auf Papier. Für das Artwork wollte ich irgendwas Böses zeichnen und meine Jungs haben mir dahingehend vertraut. Zum Glück ist etwas Gescheites dabei rausgekommen, hahaha.

Das neue Album erscheint auf Dead Serious Records, einem deutschen Label. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Wir haben Andy von Dead Serious Records vor einiger Zeit kennen gelernt und es hat eigentlich sofort gepasst. Er ist ein richtiger Hardcore-Fan und hat unfassbar viel Arbeit in sein Label und auch in DEVIL IN ME gesteckt. Er pusht uns mit seiner Haltung auch ordentlich. Kurzum, wir sind ein sehr gutes Team. Wenn wir in Deutschland unterwegs waren, haben wir uns immer sehr gut angenommen und unterstützt gefühlt. So war es ein sehr sinnvoller Schritt, „On The Grind“ auf einem deutschen Label rauszubringen.

Für jede Band, die derzeit ein Album veröffentlicht hat, ist es aufgrund der Corona-Pandemie sehr schwer, das neue Material nicht live vorstellen zu können. Wie erging es euch?
Ja, da sagst du was! Es ist extrem schwer, ein Album oder auch Songs nicht live vorstellen zu können. Klar, wir haben Videos gedreht, viele Interviews gemacht und so was, aber eigentlich will man sein neues Material live spielen. Man will ja wissen, was gut ankommt und wie die Fans darauf reagieren. Zum Glück waren die Corona-Regeln hier in Portugal eine Zeit lang gar nicht so heftig wie in anderen Ländern, so dass wir hier Ende des letzten Jahres einige Konzerte spielen konnten. Aber kurz danach war hier wieder alles zu. Wir hoffen, dass es jetzt langsam wieder losgeht.

Du lebst in Lissabon. Ich war schon mehrmals dort und habe auch einige Konzerte da gesehen. Welche Bands und Clubs sollte man kennen?
Eigentlich komme ich ja aus Quarteira, das liegt im Süden Portugals und ich bin nur zugezogen. So wie viele hier, hahaha. Es gibt eine relativ große Hardcore-Szene in Lissabon mit interessanten Bands wie FEAR THE LORD, STAY AWAY, PRAYERS OF SANITY, TAKE BACK, MEDO, DEAD END, VILLAIN OUTBREAK oder auch DIABOLICAL MENTAL STATE. Von den Clubs sind einige leider in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben, aber wenn ihr mal in Portugal seid, solltet ihr das RCA in Lissabon, das Bafo de Baco in Loulé oder das C.M in Faro mal ausprobieren. Die sind alle super!