DEVILDRIVER

Foto© by Jeremy Saffer

Eine gewaltige Aufgabe

So beschreibt Sänger Dez Fafara das Aufnehmen eines Doppelalbums. Wie die Band aus Santa Barbara, CA diese Herausforderung bewältigen konnte, erklärt er im Interview. Nebenbei erzählt er uns, was das Verrückteste war, das ihm je auf Tour passiert ist.

Was gibt es ganz allgemein zu „Dealing With Demons II“ zu sagen? „Nun, zunächst einmal ist die Produktion eines Doppelalbums eine gewaltige Aufgabe. Aber ich wusste, dass wir dem gewachsen waren, als ich die Menge an Material bekommen hatte. Denn als ich anfing, die Tracks zu sichten, wurde mir bewusst: Okay wir haben hier so viele gute Songs, ich kann die nicht alle rauswerfen. Da war mir klar: Das wird ein Doppelalbum!“ Das birgt laut Dez direkt einige Herausforderungen: „Du willst natürlich vermeiden, was normalerweise bei 95% der Bands passiert, die ein Doppelalbum machen, nämlich dass die zweite Platte nur aus B-Seiten und Outtakes besteht. Du weißt, was ich meine. Es gibt ein Phänomen, das man ‚Sophomore Slump‘ nennt, das bezeichnet eine Krise im zweiten College-Jahr oder auf die Musik bezogen, dass man mit dem zweiten Album nach einem tollen Debüt verdammt leicht scheitern kann. Deswegen haben wir uns entschieden, im Schreibprozess komplett offen zu sein für alles, was wir produzieren. Wir wollten nicht einfach etwas für die ‚Marke‘ DEVILDRIVER schreiben, wir wollten Musik schreiben, die wir lieben!“

Dabei sind es auch einige Stücke entstanden, die nie das Licht der Welt erblickten. „Wir haben ungefähr 12 bis 15 Songs komplett verworfen. Ich habe den anderen gesagt: ‚Ich will diese Riffs nie wieder hören. Diese Songs müssen weg.‘ Und alle waren damit einverstanden.“. Geplant war, die beiden Teile von „Dealing With Demons“ mit einem Abstand von einem Jahr zu veröffentlichen. Allerdings war dies aufgrund verschiedener Faktoren nicht möglich. Doch das erlaubte es Dez, sehr viel Aufmerksamkeit in jedes Detail zu stecken. „Es war wirklich befreiend, diese Menge an Material zu schreiben, dass ich als Künstler nicht auf eine Platte beschränkt war.“

Dabei ist es Dez immer wichtig, sich den nötigen künstlerischen Freiraum zu lassen: „Durch folgende Analogie kann jeder verstehen, was ich meine: Angenommen, du bist Maler und jemand sagt dir, wenn du nur noch die Farben Rot und Blau verwendest, kannst du eine Million Dollar verdienen. Wenn du jetzt anfängst, alles rot und blau zu malen, dann bist du kein Künstler! Pack deine Sachen und verschwinde!“
„Wir haben unsere Musik nie auf die Zuhörer ausgerichtet, wir machen immer unser eigenes Ding. Ich denke, das ist auch der Grund dafür, dass wir bereits eine so lange Karriere haben und dass wir die Liebe bekommen, die uns seitens der Community meist entgegenschlägt, was fantastisch und überwältigend ist. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dafür bin! Und mit Begriffen wie ‚dankbar‘, ‚wertschätzend‘ oder ‚bescheiden‘ würde ich nicht einfach um mich werfen, die meine ich ernst.“

Auch abseits des neuen Albums hat Dez etwas zu erzählen. Für die besten Geschichten muss er mich allerdings auf eine Ankündigung vertrösten: „Zwischen Juni und August dieses Jahres wird meine zweibändige Autobiografie erscheinen. Sie ist bereits fertig und überarbeitet. Teil eins ist ein Blick zurück auf meine Zeit bei COAL CHAMBER. Und das zweite Buch dreht sich um die Jahre bei DEVILDRIVER.­ Da sind Sachen dabei, die komplett verrückt sind. Auch aus meinem früheren Leben, wie ich in jungen Jahren von zu Hause wegging, unter Brücken schlief, Essen stahl und im Gefängnis war.“
Eine Story aus seinen zwanzig Jahren bei DEVIL­DRIVER erzählt Dez dann doch: „Wir waren auf Tour in Deutschland und auf dem Weg zu einem Festival. Wir waren schon zwei Stunden unterwegs, als jemand zu mir meinte: ‚Der Anhänger ist nicht da.‘ Und ich sagte: ‚Was zum Teufel meinst du? Natürlich hat die Crew den Anhänger angehängt. Wir sind jetzt schon Stunden unterwegs. Natürlich haben wir den Anhänger dabei.‘ Aber dann schauten wir nach und da war kein scheiß Anhänger. Also drehten wir um und fuhren auf der Autobahn zurück und nach etwa vierzig Minuten sahen wir in der entgegengesetzten Richtung eine Art Einbuchtung mit Bäumen oder Büschen, die von der Fahrbahn abgeht. Wir verlangsamten unsere Fahrt und es stellte sich heraus, dass sich unser Anhänger bei einem Tempo von über hundert Stundenkilometern vom Bus gelöst haben muss. Er war mit all unserer Ausrüstung eine Böschung hinuntergerollt und nach ein paar Metern zum Stehen gekommen. Und nichts von unserem Equipment war kaputtgegangen! Das Zeug hätte gut und gerne aus dem Anhänger gefallen sein können und sich zigmal auf dem Asphalt überschlagen haben. Als wir an der Stelle angekommen waren, mussten wir eine Kette runterwerfen, den Anhänger die Böschung raufziehen und wieder am Van festmachen und zurück auf die Straße kommen. Wir haben es sogar noch rechtzeitig zum Festival geschafft, aber das war der verrückteste Scheiß, den ich je erlebt habe. Ich schwöre, es war so, als hätte jemand unseren Anhänger genommen und einfach dort abgestellt. Ich glaube echt, die Götter des Rock’n’Roll haben, wie Lemmy es wohl ausdrücken würde, auf uns aufgepasst. Bei der Aktion hätte all unser Equipment verlorengehen können. Die komplette Tour wäre damit ins Wasser gefallen. Ich meine, wir haben ganz spezielle Verstärker, die unseren Sound ausmachen, die kann man nicht einfach so ersetzen.“