LUCIFER STAR MACHINE

Foto

Vom Teufel angehaucht

LUCIFER STAR MACHINE waren mal eine Londoner Band. Jetzt sind sie Hamburger und nach zwei Besetzungswechseln ist nur noch Frontmann Tor Abyss als Gründungsmitglied übrig geblieben. Warum er seine neue Rock’n’Roll-Gang für die ultimative hält, was er über Satan denkt und wie er zu Political Correctness steht, das erklärt er im Interview zum neuen Album „The Devil’s Breath“.

Tor, das Album heißt „The Devil’s Breath“. Schöner Titel, denn des Teufels Atem ist heutzutage ja überall zu spüren. Manchmal stinkt’s sogar ganz gewaltig. Wo am meisten?


Richtig. Die Welt ist im Arsch! Das wissen wir ja inzwischen alle. Es ist so: „Devil’s Breath“ ist zwar auch eine kolumbianische Droge, die ihre Opfer willenlos macht. Aber Regierungen müssen ja keine Drogen benutzen, um die Bevölkerung in Zombies zu verwandeln. Social Media, Fernsehen, Computerspiele sind dazu da, um die Masse abzulenken. Panik wird verbreitet mit dem Corona-Virus, mit der Schweinegrippe, mit der Legende von „giftigen“ Tattoofarben oder bösen Kampfhunden, während die Pharmaindustrie fast ausschließlich krebserregende Pflegeprodukte vertickt, um wiederum mit Medizin und Therapien erneut Kohle zu machen. Sprich: Geld kontrolliert die Welt. Überall.

Das Cover könnte dementsprechend auch die derzeitige Verfassung der Spezies Mensch als Mischung aus Affe und Teufel zeigen ... Was ist die Geschichte dahinter?

Diese Erklärung gefällt mir, aber die Geschichte ist weitaus simpler: Gustav ist unser Affenmaskottchen und wir wollten ihn auf dem Cover als Teufel darstellen.

Als LUCIFER STAR MACHINE zum letzten Mal im Ox stattfanden – anlässlich der Veröffentlichung von „Rock’n’Roll Martyrs“ – war das neue Line-up der Band noch frisch. Wie hat es sich seitdem entwickelt? Immerhin liegen gut sechs Jahre dazwischen.

Haha, also von der damaligen Besetzung bin tatsächlich nur noch ich übrig. Mein Umzug von London nach Hamburg hat natürlich auch dazu beigetragen. Aber selbst seit ich in Deutschland wohne, hat sich das Personenkarussell bereits mehrfach gedreht. Noch dazu hatten wir eine zweijährige Babypause, da meine Frau und ich Zwillinge bekommen haben. Es ist nicht einfach, fähige Leute zu finden, die in etwa den gleichen musikalischen Background haben, die kein Alkohol-, Drogen- oder Ego-Problem haben und die nicht wie ein Sack Kartoffeln aussehen. Und die gerne in einer Band spielen, bei der das verdiente Geld sofort wieder in die Band gesteckt wird.

Das hört sich tatsächlich nach einer Herkulesaufgabe an ...

Ja, haha. Aber glücklicherweise habe ich nun genau die richtigen Leute gefunden. Die Jungs teilen nicht nur banale Dinge, wie etwa die Liebe zum Horror oder zum Rock’n’Roll, sondern haben auch den gleichen Moralkodex und würden alles unterschreiben, was ich hier von mir gebe. Ich wollte schon immer dieses Gefühl des Zusammenhalts haben ... Das Gefühl, eine Gang zu sein. Und genau so ist es nun. Wir ziehen alle am selben Strang und es fühlt sich an, als seien wir nicht mehr aufzuhalten.

Haben einige der ehemaligen Mitglieder schon mal Shows ihrer Nachfolger besucht?

Ja klar, zwei davon haben sich auch schon auf die Fresse gehauen, haha! Shit happens! Ich bin auch mit einigen noch gut befreundet. Mit manchen natürlich auch nicht mehr. Ist fast schon wie in einer Ehe: Nicht alles geht im Guten auseinander ... Mit unserem ehemaligen Bassisten Crusty habe ich zum Beispiel noch ein gutes Verhältnis. Er hat jetzt in London eine neue Band, in der er Gitarre spielt und singt: FLASH HOUSE. Sie sind der Hammer! Wir freuen uns darauf, mit ihnen im September in London und Brighton zu spielen.

Was ist eigentlich deine persönliche Verbindung zum Teufel, zum Satanismus? Alles – Bandname, Albumtitel, Songs – nur Provokation und ein Spiel mit Symbolen? Oder eine bestimmte Lebenseinstellung?

Ich interessiere mich schon sehr lange für Satanismus und das Okkulte. Es fing ganz harmlos an durch VENOM und ähnliche Bands mit satanischem Image. Später habe ich mich intensiver damit befasst. Ich habe die Satanische Bibel und die Biografie von Anton LaVey verschlungen und kann mich mit vielem darin identifizieren. Man muss differenzieren, dass es verschiedene Arten von Satanismus gibt. Ich glaube nicht an einen von der Kirche erfundenen gefallenen Engel oder an ein übernatürliches Wesen in der Hölle. Das würde voraussetzen, an Gott zu glauben, und ich verabscheue jede Art von Religion. Der atheistische Satanismus der Church of Satan hat vernünftige Grundsätze. So mancher Unwissende wäre überrascht, welche Leitfäden moderner Satanismus hat. Der Glaube an sich selbst steht an erster Stelle und der Teufel dient nur als Anti-Symbol. Jedoch ist Satanismus inzwischen in Amerika eine eingetragene Religion, was mich eigentlich schon wieder abstößt. Ich habe Satanismus eigentlich immer als Anti-Religion betrachtet.

Du bist also tatsächlich Satanist?

Bin ich Satanist? Ich finde, an einen bestimmten Gott zu glauben, nur weil du zufällig in diese Religion hineingeboren worden bist, ist absolut schwachsinnig. Jede höhere Energie auszuschließen, ist eventuell auch nicht clever. Ich meine, man kann vieles annehmen oder glauben, aber wissen tun wir letztendlich nichts. Ich würde mich als agnostisch bezeichnen mit einer gewissen Verbundenheit zum modernen Satanismus. Ob das für andere Leute Sinn macht, sei dahingestellt, ist mir aber egal. Klar ist, bei LUCIFER STAR MACHINE spiele ich natürlich auch mit dem Image des Teufels, das die Kirche erschaffen hat. Die Scheinheiligkeit der Kirche, vor allem der katholischen, kotzt mich an. Jeder Mensch sollte wissen, was gut oder schlecht ist, und selbst für seine Taten Verantwortung übernehmen. Viele Gläubige denken, sie sind bessere Menschen und ihr Gott würde nur sie ins Paradies holen – einzig und allein aus dem Grund, weil sie an ihn glauben. Die Katholiken können nach jedem Ausrutscher zur Beichte gehen. Zehn „Vater unser“ – und alles ist vergeben. Und dann kann wieder fleißig mit dem Finger auf die Ungläubigen gezeigt werden. Es ist aber oft so, dass Leute ohne einen bestimmten Glauben viel höhere Moralansprüche haben. Wenn nur die Angst vorm Fegefeuer dich davon abhält, alle deine dir auferlegten Gebote zu brechen, kann es mit deiner Moral nicht weit her sein.

Wir haben bei unserem letzten Interview schon einmal über den Begriff der „political correctness“ gesprochen. Du magst die nicht. Du antwortetest, dass Provokation Teil von Punk sei und dir Toleranz am wichtigsten. Wie denkst du heute darüber, in einer Zeit des offenbar gewachsenen gesellschaftspolitischen Bewusstseins?

Es ist gefühlt schlimmer geworden. Mehr und mehr Leute springen auf diesen Zug auf. In mehr und mehr Läden ist es zum Beispiel verboten, als Mann „oben ohne“ zu spielen. Nicht dass mich das persönlich belastet. Aber dieser krampfhafte Kampf für die Gleichberechtigung nimmt lächerliche Ausmaße an. Durch Social Media ist jeder Vollidiot zum selbsternannten Kritiker geworden und denkt, dass seine Meinung oder sein Musikgeschmack das Nonplusultra ist und ihn zu einem überlegenen Menschen macht. Sorry, der Vollidiot könnte natürlich auch eine Vollidiotin sein. Mich fuckt der Genderneutral-Bullshit leider völlig ab. Wahrscheinlich, weil ich es dämlich finde. Dann musst du aufpassen, dass der Mischer der Band, mit der du zusammenspielst, nicht zufällig jemanden kennt, der vor fünf Jahren unbewusst mit einem Nazi angestoßen hat. Sonst bist du gleich auf der Liste. Dabei könnte es doch so einfach sein: Mach deine Scheiße so, wie du willst, aber geh mir nicht auf den Sack. Wenn du cool bist, bist du cool! Wenn du ein Wichser bist, bist du ein Wichser beziehungsweise eine Wichserin. Es ist inzwischen eigentlich nicht mehr möglich zu sagen, dass man eine unpolitische Band ist. Wie du schon richtig gesagt hast, hat das öffentliche Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme zugenommen. Unser Song „The void“ ist mit Sicherheit gesellschaftskritisch, wenn auch in erster Linie gegen die Kirche gerichtet. Ich schreibe über das Leben, mit allen seinen guten und schlechten Seiten. Da kann man Politik nicht mehr ausschließen. Gleichzeitig habe ich aber auch nicht mehr den Drang zu provozieren. Für mich steht jetzt eigentlich die Musik im Fokus. Die ist nämlich richtig geil und sollte von jedem Freund arschgeiler Klänge bei voller Lautstärke konsumiert werden.