Punk Art #31

Foto© by Lord Canis

Robert Lefold

In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprechen wir mit Robert Lefold von Teilchensturm – und COR.

Bitte stell dich vor.

Mein Name ist Robert Lefold, ich bin 32 Jahre alt und von Beruf Projektleiter in einer Webagentur in Rostock. Nebenberuflich bin ich Gitarrist in der Band COR von der Insel Rügen. Auf Rügen bin ich auch aufgewachsen und mit der Musik meines Vaters groß geworden. Über Bands wie METALLICA und SLAYER bin ich zum Punk und Hardcore gekommen. Auf Rügen gab es eine überschaubare, aber coole Szene mit Punkbands wie früher TONNENSTURZ, BLEACH JEANS und COR. Bevor ich 2017 selbst Mitglied bei COR wurde, war ich ein großer Fan der Band. Über die lokale Szene bin ich dann auf überregionale Bands aufmerksam geworden, wobei ich mich eher dem Metal zugehörig fühlte.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?
Ich habe als Kind schon immer viel gezeichnet. Ich kann mich gut erinnern, dass ich Albumcover schon immer interessant fand und so habe ich mir 12 x 12 cm aus Papier ausgeschnitten, es bemalt und einfach in CD-Hüllen gelegt. Mit dem Musikgeschmack änderte sich auch mein Kunstgeschmack. So kam ich auf Künstler wie Pushead, John Baizley, Paul Romano, Travis Smith oder später Arik Roper, die meinen Kunststil maßgeblich beeinflussten.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Ich bin da tatsächlich für alles offen. Angefangen habe ich mit Fineliner, Farbe und Papier, also klassisches „pen and ink“. Da es auf Rügen jedoch kaum Gestalter gab, habe ich mit Photoshop, Illustrator und Co. angefreundet, damit ich selbst diese gezeichneten Cover in Szene setzen konnte. Fotomanipulationen à la Travis Smith eignete ich mir auch an, so dass ich den Bands, die sich für ein Artwork interessieren, auch immer verschiedene Möglichkeiten anbieten kann. Mittlerweile zeichne ich manchmal auch digital, aber wenn ich tief in mich hineinhorche, weiß ich, dass ich am besten bin, wenn ich das Blatt vor mir habe anstatt eines Bildschirms.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen? Falls ja, welche? Erzähl!
Ich habe mir alles selbst angeeignet. Das ist auch der Grund, warum ich vielleicht gewisse Sachen anders handhabe. Kompositorisch und technisch bin ich nicht perfekt und das weiß ich auch. Ich liebe es einfach, mich von Musik oder anderen Künstlern inspirieren zu lassen. Meine Lehrer waren immer die Artists, die ich so sehr schätze, und ihre Cover oder Layouts. Je besser ihre neuen Bilder wurden, desto mehr strengte ich mich an.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Wie schon erwähnt, sind Pushead, Paul Romano und John Baizley für mich die Dosenöffner gewesen. Die Artworks von den dreien haben mich immer umgehauen. Mittlerweile ist der Pool, aus dem ich meine Inspirationen hole, um so viele Künstler gewachsen. Der große Alphonse Mucha, Aaron Horkey, Mike Moses, Richey Beckett oder auch David D’Andrea fallen mir noch spontan ein.

Gibt es deine Kunst zu kaufen? Und was muss man dafür ausgeben?
Ich habe ein paar Siebdrucke und Originale, die ich in meinem Shop loswerde. Diesen findet man auf meiner Website. Bei den Siebdrucken zahlt man etwa 20 bis 30 Euro und bei den Originalen je nach Größe und Projektumfang mehr. Das kann dann schon mal 300 Euro kosten.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag, etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Ich arbeite meistens für Bands oder Veranstalter, bin aber immer frei, auch mal Sachen abzulehnen. Ich bin nebenbei auch glücklicher Familienvater, 40-Stunden-Jobber und ab und zu auf Tour mit COR. Ich arbeite nur mit Bands zusammen, die Kunst respektieren und nicht den gestalterischen Einheitsbrei verlangen. Es kommt nicht selten vor, dass Musiker ein Cover anfragen, ihre Idee gleich mitschicken und mir ein viel zu kurzes Zeitfenster geben, plus den Nebensatz, dass sie auch kaum Geld dafür haben. Das fetzt einfach nicht. Das beste Resultat erziele ich dann, wenn man mir Musik gibt und freie Hand lässt. Dann komme ich meistens mit einer Skizze und einer finanziellen Hausnummer um die Ecke. Dann kann die Band immer noch nein sagen.

Was ist mit Ausstellungen?
Ich stelle nur aus, wenn der zeitliche Rahmen und die gegebenen Möglichkeiten passen. Das war in den letzten zehn Jahren dreimal der Fall. Mein Problem ist hier meistens die Zeit. Ich genieße den Austausch mit anderen Künstlern und Zuschauern sehr, habe allerdings schlichtweg auch kaum Bilder zum Ausstellen, weil die meisten Originale von den Bands gekauft wurden, die sie in Auftrag gaben. Das ist auch in Ordnung so. Einige Ausstellungen, die ich besuchte, waren eher eine Verkaufsveranstaltung, und das fand ich immer langweilig und anbiedernd.

Was gibt dir deine Kunst emotional?
Es ist natürlich schon eine sehr emotionale Sache, wenn man Bilder, die im Kopf existieren, auf Papier bringen kann. Ich habe das Privileg, mit Musik einen großen kathartischen Schwerpunkt meiner eigenen Erlebnisse verarbeiten zu können. In der Kunst bleibt logischerweise das Bildliche hängen ... Situationen und Momente. Es gibt aber auch viele Zeichnungen, in denen man sieht, dass ich einfach zu viel Crustpunk oder Metal gehört habe. Da steckt dann auch nicht mehr drin als eine Menge Spaß.