VOODOO GLOW SKULLS

Verrückte Mexikaner

Sie sind eine der Konstanten im SoCal-Punkrock-Zirkus: Die VOODOO GLOW SKULLS der Casillas-Brüder. Ska, Hardcore und Gebläse, gut geschüttelt (nicht gerührt), ergibt auch mit „Symbolic“, dem neuen, fünften Album der Kalifornier, wieder eine furiose Mischung abseits tagesaktueller Trends.

VGS-Boss Frank Casillas ist wie immer schwer beschäftigt, als ich ihn anrufe: Hier die neue Platte, da die anstehende Tour, und dann ist da auch noch das jüngst gegründete bandeigene Label El Pocho Loco Records, das seinen Einsatz verlangt. „Bis vor ein paar Jahren hatte ich hier in Riverside einen Plattenladen, merkte aber nach ein paar Jahren, dass dieses Geschäft nichts für mich ist, das ist so wechselhaft. Aber es war gut um herauszufinden, wie Musik vermarktet und verkauft wird – eine gute Erfahrung, von der ich jetzt mit dem Label profitiere. Und ich kenne natürlich auch die Perspektive einer Band und die eines Bookers, denn ich habe früher regelmäßig Konzerte veranstaltet. Die letzten Jahre waren für mich sowas wie ein Studium an der Punkrock-Universität, hahaha.“
El Pocho Loco Records ist gerade mal ein paar Monate alt, die Website (www.elpocholoco.com) steht aber schon und die ersten paar Releases sind auch raus. Frank: „Unser erster Release ist die eine VOODOO GLOW SKULLS-CD mit dem Titel „The Potty Training Years“, eine Zusammenstellung früher Aufnahmen und Demos, die ursprünglich ’91 auf Last Resort Records erschienen war. Die haben wir jetzt wiederveröffentlicht, gerade auch, weil die CD damals nur in sehr kleiner Auflage erschienen ist und kaum jemand von unseren Fans sie besitzen dürfte. Ansonsten haben wir eine Platte von unseren Freunden STILL DREADFUL aus Riverside im Programm sowie eine Compilation mit 22 Bands, darunter die CHUMPS, LOS INFERNOS und TOTAL CHAOS. In Kürze kommen jetzt Alben von BACKSIDE und FAMILY DOG, bei denen es sich um die Nachfolgeband von D.F.L. handelt, die ja mal ’ne Platte auf Epitaph hatten.“
Franks Bruder Eddie kümmert sich zwischen den Touren übrigens um sein jüngst aufgebautes Studio: Die Bands, die Frank auf El Pocho Loco veröffentlicht, nehmen bei ihm auf – und alles bleibt in der Familie. Jorge, dem dritte Casilla-Bruder, reicht der Bass bei VGS, um sich zu beschäftigen, während Joey Hernandez, der Mann am Saxophon, das VGS-Netzwerk noch um eine Bookingagentur ergänzt. Frank: „Wir glauben an die D.I.Y.-Idee: Eine kleine Band kann bei uns alles lernen, vom Aufnehmen übers Booking bis hin zum CD-Herstellen und dem Vertrieb: Wir wollen unser Wissen teilen.“
Apropos El Pocho Loco: „Naja, Pocho ist ein Slang-Ausdruck für Amerikaner mit mexikanischer Abstammung, mit dem sich Mexican-Americans selbst auf den Arm nehmen. Loco heisst verrückt, und das Label-Logo haben wir von einer Restaurantkette namens El Pollo Loco geklaut, die uns zum Glück noch nicht verklagt hat. Damit ist der Name auch schon erklärt.“
Was nun das neue Album der VOODOO GLOW SKULLS anbelangt, so tauchen hier mit Mark von GUTTERMOUTH und Jim „Reverend Horton Heat“ Heath zwei befreundete Musiker als Gastsänger auf – und haben letztendlich nichts am straighten, peitschenden VGS-Sound verändert, der sich seit dem ’94er Debüt „Who Is? This Is“ nicht wirklich verändert hat. Doch ließ man sich bislang immer nur ein Jahr Zeit zwischen den Platten, dauerte es seit „The Band Geek Mafia“ zwei Jahre bis zum Nachfolger. Frank: „Wir merkten letztes Jahr im November, dass das Album überfällig ist – und dass wir in eine unangenehme Routine mit Touren und Aufnehmen und Touren und Aufnehmen reingerutscht waren. Also gönnten wir uns eine kleine Auszeit, um unsere Leidenschaft für die Musik aufzufrischen, machten einen neuen Deal mit Epitaph klar und sind jetzt mit „Symbolic“ zurück.“ Gut so.