ZEKE

Voll in die Fresse

Ass-kicking Punkrock ist das Gebot der Stunde – und wo Europa das Verpunken von MOTÖRHEAD & GLUECIFER abfeiert, haben unsere amerikanischen Freunde ZEKE aus Seattle. Dieser Tage erschien deren drittes Album „Kicked In The Teeth“, das nach den beiden Scheiben „Super Sound Racing“ und „Flat Tracker“ erstmals nicht via Scooch Pooch erhältlich ist, sondern direkt auf Epitaph veröffentlicht wurde. Ich sprach mit Sänger und Gitarrist Blind Marky Felchtone.

Der ist zum Zeitpunkt unseres Gesprächs – bei ihm ist es später Vormittag – noch etwas angeschlagen. „Wir haben hier in Washington D.C. einen Off-Day“, erzählt er. „Wir sind insgesamt sechs Wochen mit D.O.A. unterwegs, die auch ganz gute Trinker sind, und irgendwann habe ich dann aufgehört zu zählen, wie viele Flaschen Paulaner ich schon intus hatte. Naja, und heute fühle ich mich noch nicht so ganz frisch ... “
Für ZEKE ist es bereits die zweite US-Tour, nachdem die Band zuvor nur die Westküste unsicher gemacht hatte. Die erste Tour absolvierten sie übrigens mit den grandiosen NASHVILLE PUSSY – ein Package, wie man es gerne auch mal auf dieser Seite des Atlantiks zu Gesicht bekäme. „Das war echt ein cooles Package“, pflichtet mir Marky bei. „Ich hätte mir nur noch gewünscht, dass auch FU MANCHU mit dabei gewesen wären – DAS wäre der absolute Knüller gewesen. Scheiße, was haben die hier für riesige Bienen! Hey, Sekunde mal eben, ich muss hier diese riesigen Bienen verjagen. Shit!“ Es folgen ein paar Sekunden hektische Aktivität und ich fange an mir Gedanken zu machen, was der Knabe wohl unter Paulaner versteht ... Ich jedenfalls habe vom den Zeugs bisher immer nur Kopfschmerzen bekommen, aber Halluzinationen ... ? „Nein, Mann, das sind echt superfette Bienen hier – ob das wohl diese südamerikanischen Killerbienen sind?“
Los ging es mit ZEKE vor rund vier Jahren, damals noch als Trio, mit Marky, Donny Paycheck am Schlagzeug und einem Basser namens Dizzy Lee Roth. „Wir drei waren alte Freunde, hörten zusammen Musik und hauten uns Drogen rein“, erzählt Marky. „Eines Tages beschlossen wir dann eine Band zu gründen, besorgten uns billige Instrumente und legten los. Dieser Typ von Wrecking Ball Rec. sprach uns dann gleich bei der ersten Show an und bot an, eine Single zu machen.“ In dieser Besetzung wurde auch bald darauf das „Super Sound Racing“-Album eingespielt, damals auf IFA Rec. erschienen und später von Scooch Pooch wiederveröffentlicht. Es folgte „Flat Tracker“ auf Scooch Pooch, bereits mit anderem und bis heute beständigem Line-Up, denn Dizzy stieg aus und mit Abe Zanuel Riggs III kam ein zweiter Gitarrist und Mark Pierce übernahm den Bass. „Der Typ von Scooch Pooch ist zwar o.k., aber nimmt zuviel Kokain, also haben wir ihn sitzen lassen und sind zu Epitaph gegangen“, fährt Marky fort. „Dort ist jetzt „Kicked In The Teeth“ erschienen und wir sind bisher total zufrieden, obwohl ich anfangs total dagegen war, denn zumindest das, was Epitaph bis vor zwei Jahren so gemacht hat, interessiert mich kein Stück. Der Deal, den sie uns anboten – wir können alles machen, was wir wollen – ist aber so cool, dass wir blöd gewesen wären, ihn auszuschlagen.“
Produziert wurde das neue Album von Altmeister Jack Endino, während die Vorgänger unter Aufsicht von Bill Stevenson und Stephen Egerton respektive Conrad Uno eingespielt wurden – alles nicht gerade unbekannte Namen im Producer-Business. Doch warum bei jeder Platte ein neuer Produzent? Mark: „Weil wir bisher niemand gefunden haben, der den Job zu unserer absoluten Zufriedenheit erledigt. Im Falle von „Super Sound Racing“ ist das ziemlich offensichtlich, denn das klingt null so wie wir live rüberkommen. Conrad Uno machte seine Arbeit dann etwas besser, aber der Kerl ist ein Hippie, und mit denen komme ich einfach nicht klar. Zuletzt arbeiteten wir mit Jack Endino, der echt ganz cool ist, aber so ganz zufrieden sind wir mit ihm auch nicht. Tja, für die nächste Scheibe müssen wir mal sehen, wen wir da nehmen.“
Musikalisch ist es ziemlich offensichtlich, dass ZEKE fanatische MOTÖRHEAD-Fans sind. „Absolut!“ gibt Marky zu. „Wobei ich sagen muss, dass ich schon längere Zeit keine MOTÖRHEAD-Platten mehr gehört habe – ich brauche das nicht mehr, denn absolut jeder MOTÖRHEAD-Song hat sich mir in allen Details ins Hirn gebrannt. Ansonsten stehe ich derzeit auf die COWS, auf STEELWOOL, auf die FUMES, die HOOKERS – ach, es gibt derzeit so viele coole Bands.“ Dass ZEKE des öfteren, gerade auch bei Plattenrezensionen, mit Lemmy & Co. verglichen werden, schert Marky dementsprechend rein gar nicht. „Wenn ich die Songs schreibe, ist mir die Nähe zu MOTÖRHEAD gar nicht so bewusst, aber wenn ich mir unsere Platten anhöre, ist das schon ziemlich offensichtlich.“
Da liegt es ziemlich auf der Hand, dass ZEKE für eine eventuelle Tour später dieses Jahr mit dem Gedanken spielen, sich mit GLUECIFER in Verbindung zu setzen – oder PUFFBALL aus Schweden, mit denen Marky bereits in Kontakt steht und die nicht weniger arschtretende Mucke am Start haben. Bleibt nur zu hoffen, dass die vier aus Seattle es tatsächlich noch dieses Jahr schaffen, die Heimat von Paulaner Hefeweisse zu besuchen.