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BELLE AND SEBASTIAN

Late Developers

Gerade zu Beginn ihrer Karriere in der zweiten Hälfte der Neunziger habe ich die schottische Band BELLE AND SEBASTIAN wirklich geliebt, als sie auf Jeepster ihre Platten „If You’re Feeling Sinister“, „The Boy With The Arab Strap“ und „Fold Your Hands Child, You Walk Like A Peasant“ veröffentlichten – und ein Song wie „The boy with the Arab Strap“ erzeugt bei mir immer noch Gänsehaut. Aber bei jeder Band kommt irgendwann mal der Punkt, wo sich die eigenen musikalischen Vorlieben nicht mehr mit denen der Musiker:innen decken, was 2001 beziehungsweise 2002 sicher auch mit dem Weggang von Stuart David und Isobel Campbell zu tun hatte, die viel zur Chemie von BELLE AND SEBASTIAN beigetragen hatten, wodurch in Folge vor allem Frontmann Stuart Murdoch die weitere Ausrichtung der Band bestimmte. Der Sound wurde polierter und man holte sich für „Dear Catastrophe Waitress“ 2003 dann sogar FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD-Produzent Trevor Horn ins Boot. Dieser soundtechnische Perfektionismus prägte dann auch die weiteren BELLE AND SEBASTIAN-Platten, konnte den eigentümlichen Charme der Band zwar nicht völlig killen, führte aber zu eher durchwachsenen Platten. Nach längerer Abstinenz mache ich mit „Late Developers“ mal wieder einen Versuch mit BELLE AND SEBASTIAN, aber die ganz große Begeisterung will sich auch hier nicht einstellen, auch wenn ihre ansteckende swingende Positivität nach wie vor gut spürbar ist. Leider tendiert Murdoch auch hier oft dazu, sein Heil in aufgeblähten Pop-Arrangements zu suchen, die mal mehr, mal weniger geschmackvoll ausfallen. Unter dem Strich sind BELLE AND SEBASTIAN natürlich immer noch den meisten Vertretern zeitgenössischer Popmusik vorzuziehen, einen Song von der Güte eines „The boy with the Arab Strap“ findet man hier aber dennoch nicht.