BRANCH MANAGER

Anything Tribal

Das kommerzielle Glück hat Dischord, von Fugazi mal abgesehen, schon länger vergessen, und wenn in Deutschland von einem Titel eine Stückzahl im unteren Hunderter-Bereich über die Ladentische geht, wird bei den Zuständigen schon gejubelt. Woran liegt’s? Nun, sicherlich in erster Linie an der Band und am Publikum. Eine schlaue, simple und zutreffende Antwort. Aber es ist nun einmal so, dass die Erwägung, ob sich etwas verkaufen lässt oder nicht, noch nie jemanden bei Dischord erwähnt hat, und wenn der Szenegeschmack sich mal ein paar Jahre lang mit dem der in Washington D.C. ansässigen Labelmacher überschnitt, war das eher Zufall als Kalkül. BRANCH MANAGER, von Chef MacKaye produziert und von Don Zientara abgemischt, werden an dieser Situation, so fürchte ich, auch nicht viel ändern, denn machen wir uns nichts vor, auch das zweite BM-Album „Anything Tribal“, ist wieder was für Spezialisten: intensiver Post-Hardcore wird geboten, mit ungeheuer dichtem Gitarrensound, energetisch treibend und frickelnd-rhythmisch zugleich, voller Zitate und Überraschungen – eine Platte, die bei aller Eigenständigkeit typisch ist für die Dischord-Release-Politik der letzten fünf, sechs Jahre. Musik für die Guten halt, für Menschen, die Qualität wittern, sowieso alles von Dischord kaufen und die wissen, warum man kein FUGAZI-T-Shirt trägt.