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BRÜGGE SEHEN... UND STERBEN?

Mit IN BRUGES ist Martin McDonagh, der eigentlich eher im Theater zu Hause ist, nach seinem Oscar prämierten Kurzfilm SIX SHOOTER ein ähnlich großartig schwarzhumoriges wie blutiges Spielfilmdebüt gelungen, bei dem sich Colin Farrell und Brendan Gleeson als gegensätzliche Auftragskiller Ray und Ken wundervolle Wortgefechte liefern.

Die beiden müssen wegen eines nicht ganz sauber abgelaufenen Jobs London verlassen und warten nun in Brügge auf weitere Anweisungen ihres Auftraggebers Harry (Ray: „For two weeks? In fucking Bruges? In a room like this? With you? No way.“).

Allerdings ist der Grund ihrer Anwesenheit ein anderer, denn Ken soll Ray aus dem Weg schaffen, und Auftraggeber Harry (wunderbar psychopathisch von Ralph Fiennes gespielt) fand, es wäre ein netter Zug, wenn der Junge vorher noch mal die Schönheit des alten Europas als eine Art Henkersmahlzeit erleben darf.

Dumm nur, dass der Jungspund die Situation eher zum Kotzen findet, und als Ken dann auch nicht mehr pariert, muss Harry die Sache selbst in die Hand nehmen. Man könnte bemängeln, dass IN BRUGES inhaltlich nicht allzu tiefschürfend ist.

Im Prinzip warten der Zuschauer und Ray und Ken nur darauf, dass endlich irgendwas passiert, was in einer widerwilligen ausgedehnten Stadtführung resultiert, verbunden mit einigen episodenhaften Begegnungen, bei der Ray auch die geheimnisvolle Chloë kennen lernt, die sein Verhältnis zu Brügge nachhaltig verändert.

Bei vielen amerikanischen Kritikern kam McDonaghs Mischung aus freakiger Komödie und gewalttätigem Gangsterfilm nicht sonderlich gut an, vielleicht lag es an der europäischen Location oder seinem relativ respektlosen Umgang mit den Gepflogenheiten des Thriller-Genres.

Dadurch werden eigentlich alle Beteiligten zu Karikaturen ihrer selbst und IN BRUGES mutiert so zu einem oftmals geschmacklosen Scherz, bei dem nichts so richtig zusammenpasst, aber es dennoch tut.

Denn Farrell und Gleeson spielen sich dermaßen gekonnt die Bälle zu, so dass ihr komödiantisches Talent wie ein Kitt wirkt, der McDonaghs sprunghaften Wechsel von Komödie zu Drama zu Action bestens zusammenhält.

Ob man McDonaghs Film in Brügge allerdings als förderlich für den Fremdenverkehr ansieht, steht indes auf einem Blatt, denn für Ray handelt es sich hier um die Hölle auf Erden. Ein großer Spaß, wo mal wieder ein neuer Rekord bei der Verwendung des Wörtchens „Fuck“ aufgestellt wird.

Aufgrund des speziellen irischen Akzents würde ich aber auf jeden Fall zur Originaltonspur greifen, denn das lässt sich einfach nicht vernünftig ins Deutsche umsetzen. Seit Ende November mit einer überschaubaren Anzahl an Extras auf DVD erhältlich, sogar freigegeben „ab 16“, offenbar hat die FSK doch Humor.