Foto

CULTDREAMS

Things That Hurt

„Things That Hurt“ ist der Nachfolger zur EP „Sad“ und dem Debütalbum „Seafoam“, die die selbsternannten „sad lo-fi punks“ CULTDREAMS noch unter dem alten Namen KAMIKAZE GIRLS veröffentlichten. Nachdem die Band darauf hingewiesen wurde, dass das Wort „Kamikaze“ historisch bedenklich behaftet ist und unsensibel gegenüber anderen sein könnte, entschied sie sich zu einem Namenswechsel.

CULTDREAMS sind noch immer dasselbe Duo bestehend aus Lucinda Livingstone (Gesang, Gitarre) und Conor Dawson (Schlagzeug) und weiterhin beim Label Big Scary Monsters beheimatet. Mittlerweile leben die beiden durch den Ärmelkanal getrennt von einander in Brighton und Antwerpen und sehen sich quasi nur noch bei ihren Konzerten, was den Schreib- und Entstehungsprozess von „Things That Hurt“ beeinflusste.

Während das Duo in der Vergangenheit bei Proberaum-Jams gerne schnelle, krachige Songs raushaute, ist das neue Album das Ergebnis eines Ideenaustauschs per digitaler Up- und Downloads. Flächige, flirrende, durch diverese Effektpedale gespielte Gitarren, verhallter (Sprech)Gesang und dynamische, druckvolle Drums erinnern an Shoegaze, Post-Rock oder Dream-Pop und lassen vergessen, dass hier nur zwei Leute am Werk sind.

Die Produktion ist also konträr zur Selbstbeschreibung gar nicht „lo-fi“. „Sad“ ist das Gespann aber weiterhin. CULTDREAMS haben sich auch auf „Things That Hurt“ ihre lyrische Direktheit bewahrt.

Wenn Livingstone im Song „Brain daze“ Zeilen wie „I have dreams I’m dying most nights“ oder „I don’t get out of bed when I’m depressed cause I don’t know how to“ singt, ist das entwaffnend ehrlich und muss erstmal verdaut werden.

„We never rest“ kommt direkt zur Sache, wenn nach nicht einmal 30 Sekunden der hymnische Refrain, beigesteuert von Katie Dvorak und David F. Bello von den ehemaligen Tour-Mates THE WORLD IS A BEAUTIFUL PLACE & I AM NO LONGER AFRAID TO DIE, einsetzt.

Inhaltlich geht es bei Versen wie „Dress appropriately for the binary I’m meant to have/get a job, behind a desk pay my dues and be oppressed“ um die Erwartungshaltungen der Normgesellschafft, mit denen sich Livingstone konfrontiert sieht, wenn man die eigene soziale Blase verlässt, in der Äußerlichkeiten und Statussymbole keine Rolle spielen.

„Not my generation“ ist das politischste der zehn Lieder, richtet sich gegen die britische Regierung und deren Flüchtlingspolitik, aber ebenfalls gegen Misogynie, die leider auch innerhalb der Musikszene noch alltäglich ist.

CULTDREAMS hoffen jedoch, dass sich ihre eigene Generation von Rassismus, Homophobie, Transphobie, Misogynie und dem ganzen Bullshit entfernt. Dem möchte ich beipflichten, zeitgleich schwirrt mir der SVALBARD Album-Titel „It’s Hard To Have Hope“ durch den Kopf.