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HEY COLOSSUS

Dances/Curses

Schon als ich 2015 das erste Mal durch das Album „In Black And Gold“ auf HEY COLOSSUS stieß, nahm ich verwundert zur Kenntnis, dass die Briten dermaßen unbekannt waren und ich selbst ebenfalls gut zehn Jahre Bandgeschichte verpennt hatte. Dafür gibt es wahrscheinlich zahlreiche Gründe, neben ständigen Besetzungs- und Labelwechseln auch der Drang, sich mit jeder Platte ein wenig neu zu erfinden oder sich auch mal den absurden Namen HEY COLOSSUS AND THE VAN HALEN TIME CAPSULE zu geben. Im Kern blieben HEY COLOSSUS dabei aber immer einem recht klischeebefreiten Heavy Rock treu, der weder sonderlich modern noch altmodisch war, und zahlreiche Einflüsse von Noiserock, Sludge und Doom Metal mit psychedelischer Verspieltheit verarbeitete und Einflüsse von SPACEMEN 3, THE 13TH FLOOR ELEVATORS, THE JESUS LIZARD oder SWANS zeigte, allerdings eher unterschwellig. Mit ihrem 13., 75-minütigen Doppelalbum „Dances/Curses“ haben sie jetzt wohl ihr bisher ambitioniertestes Werk aufgenommen, das nicht nur aufgrund der epischen Spielzeit vor allem an SWANS erinnert. Auch der sich langsam hochschraubende, in rhythmischer Hinsicht verschleppte bluesig-düstere Rock besitzt eine ähnlich hypnotisch-beschwörende und repetitive Qualität wie die späteren Platten von Michael Giras langjährigem Projekt. Das gilt vor allem für die etwas elegischeren Songs der zweiten Disc, wo beim ersten Track „The mirror“ passenderweise Mark Lanegan als Gastsänger auftritt, der Hohepriester von dunklen Americana-Klängen. Letztendlich entziehen sich HEY COLOSSUS durch ihre stilistische Experimentierfreude einmal mehr allzu simplen Kategorisierungen und erweitern auf diesem Album ihren speziellen Heavy Rock auf äußerst subtile Weise.