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FUR COATS

Dystopia Sherbit

Die FUR COATS from Texas? Das war mal. Marc Ruvolo, der 1984 mit NO EMPATHY in Chicago seine erste Band gründete und später dort auch sein Label Johanns Face und unter anderem DAS KAPITAL, ist passend zur Veröffentlichung seines neuen Albums von Austin, TX nach Portland, OR umgezogen – aus der Dauersonne in den Dauerregen, das muss man mögen ...

Wie und ob das mit der Band weitergeht, wird sich zeigen, denn seine Mitstreiter seit zehn Jahren sind alle aus der Austin-Punk-Szene, aber Marc ist der Typ, der alle paar Jahre einen Tapetenwechsel braucht.

Mt Dugg Nelson am Schlagzeug und Johnny Incaini am Bass – Marc singt, spielt Gitarre und Keyboard – hat er auf schokomilchbraunem Vinyl elf neue Songs veröffentlicht, die schon vom Titel her deutlich machen, dass einer, der seine Band einst DAS KAPITAL nannte, eine politische Agenda hat – der Satz „Let’s drown the workers“ auf der Albumrückseite darf durchaus als Zynismus verstanden werden.

„Anthem of the Anthropocene“ Part 1 und 2 finden sich auf der B-Seite, da taucht dann auch eben zitierter Satz auf. In „Declaws to the dawn“ wiederum verwundern ein paar deutsche Textzeilen: „Warten sie hier / Hilfe kommt / Wir sin freunde / Sie sind sicher“ – fast fehlerfrei ...

Verbunden ist das alles mit melodiösem Punkrock mit einer gewissen Dringlichkeit und so einem nervösen Jello Biafra-Vibrato – der „normale“ Melodic-Punk-Freund findet das vielleicht etwas zu direkt.

Oder ist das eher ein Touch GANG OF FOUR-Sprödigkeit? Wie auch immer – „Dystopia Sherbit“ (Marc schreibt auch Science Fiction – gar Dystopisches?) ist ein spannendes Album einer feinen Band, aber das wiederhole ich ja seit Jahren, eher erfolglos ...