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STEREO DYNAMITE

Fernweh

Konzeptalben sind eine riskante Sache, denn sie können schnell vollkommen überkandidelt und pseudo-arty rüberkommen. Darüber hinaus nehmen ihre Songs für sich ja auch in Anspruch, einem eindeutig definierten Thema, einer klaren und exklusiv gültigen Aussage zu folgen. Es gibt also kaum Gestaltungsspielraum. Niemand, der zuhört, kann sich diese Songs aneignen. Sie nach eigenem Gusto auslegen. Sie sich zu eigen machen. Jeder muss dem roten Faden folgen und diesen annehmen – ohne wenn und aber. Dabei ist dieses Sich-zu-eigen-Machen doch das Großartigste, was Musik leisten kann. Konzeptalben müssen, um zu funktionieren, demnach wirklich, wirklich brillant sein. Auch und gerade im Punkrock, wo sie nach wie vor exotisch anmuten. Und das Konzeptalbum „Fernweh“ ist genau das: brillant. STEREO DYNAMITE erzählen die Geschichte des Protagonisten Frank, der stets wandelt zwischen euphorischen Tagträumen und einer Realität, in der er als Außenseiter vollkommen isoliert dasteht. Und das erzählen sie in zehn Songs, zehn jeweils per QR-Code abrufbaren Videos sowie einem 83-seitigen Kurzroman, in dem Franks Erlebnisse in Song-Kapiteln geschildert werden. Bis zum Ende, das gut oder schlecht – das lässt sich erstmals frei interpretieren – für den zwischen Selbstzweifeln, Angst und Glück schwankenden Protagonisten ist. Ein wunderbares Stück (Post-)Punk. Ein gelungenes Stück, ja: Kunst.