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FRAU DOKTOR

Onkel Punk

„Ich bin noch keine sechzig und ich bin auch nicht nah dran“, sang Campino Ende der Achtziger Jahre im „Wort zum Sonntag“. Damit hatte er wirklich völlig recht. Nun kommen die hessischen Vollzeitsympathhen FRAU DOKTOR nach zehn Jahren Abstinenz (endlich) mit neuer Scheibe zurück, und doch gehen sie das Wagnis ein, von früher zu singen, und dass da angeblich alles besser war. Ob bei „Im Sommer“, bei „Onkel Punk“ oder in „Viva la senil“ („Jetzt bin ich alt“), fast immer geht es um Vergangenes. Dabei ist insgesamt eine musikalische Superscheibe entstanden, wie sie auch zu erwarten war, jedoch steht das schöne Artwork etwas im Kontrast zu diesem nöligen Unterton, der auch in „Zeiten“ stark zutage tritt. „Birks works“ ist ein tolles Cover, wie auch das stark umgesetzte „She’s the one“ (nicht das von THE RAMONES!). Wohingegen „Onkel Punk“ schon wieder die Retroperspektive einläutet und mich stutzen lässt. War nicht bis auf die Kindheit wirklich nichts besser als heute, oder irre ich mich nur? Der Song „F.R.A.U.D.O.K.T.O.R“ dürfte live zum neuen Hit mutieren und bis auf das unsägliche „Hängematte“ (bei der Vinylversion dann zum Glück eingekürzt) gibt es auf der Platte keinen Ausfall. Vielleicht falle ich jetzt selbst auch schon einem Jammern auf hohem Niveau anheim, wenn ich so denke, dass dies wohl nicht meine neue Lieblingsscheibe von dieser großartigen Band werden wird. Na und, die LP-Version lege ich mir dennoch garantiert zu und ich bete fast, dass sie bald endlich auf Deutschlandtour kommen dürfen.