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GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR

G_d’s Pee At State’s End!

Es gibt Bands und Platten „für zwischendurch“, die man eigentlich immer und zu allem hören kann – und dann gibt es beispielsweise GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR. Ist die eine Band ein Krimi für den Strand, ist die andere ein philosophisches Werk für den Schreibtisch. Allerdings ist nicht zwingend erkennbar, wie sich hier feuilletonistische Betrachtung und realer Content wechselseitig bedingen, ob da wirklich mehr ist als, simpel ausgedrückt, schöne Musik. „Sicher hat all der Budenzauber zur Überhöhung des Albums beigetragen“, wurde anlässlich des zwanzigjährigen Releasejubiläums von „Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven“ im Ox sinniert, doch zwei Jahrzehnte und fünf Alben später sind wir in der Hinsicht auch beim achten Longplayer (verteilt auf eine LP und eine 10“) nicht klüger. Und ein gewisses Unbehagen bleibt angesichts der einerseits dezidiert linken Positionen der von Montreal aus auch das Constellation-Label betreibenden Bandmacher, die andererseits aber auch mindestens diskussionswürdige Positionen in der Frage des BDS-Israelboykotts einnehmen respektive -nahmen. „Symphonic punk“ hat mal jemand zu den monumental aufgetürmten Klangskulpturen gesagt, die mich in ihrer Dynamik und beeindruckenden Schönheit an einen Sommerhimmel mit mächtigen Stratocumulus-Wolken erinnern. Andererseits: So neu ist das, was im Oktober 2020, aufgenommen wurde, eben auch nicht mehr. Zig Bands haben sich seitdem an solchen Sounds versucht, und ganz ehrlich, es fällt mir schwer, hier zwischen Original und Epigonen zu unterscheiden – GY!BE tun wenig, um es einem in dieser Hinsicht leicht zu machen, und wenn man mal ganz frech sein will, hat sich doch eigentlich seit Glenn Brancas Aufnahmen aus den Achtzigern nicht mehr viel getan in diesem Genre. Dennoch: „G_d’s Pee At State’s End!“ kann man auch einfach für sich betrachten, basierend darauf, was es mit einem macht, ohne jeden popkulturellen, durch Interpretation entstehenden Ballast. Und dann ist es einfach erhabene, erhebende Musik in ausnehmend schöner Verpackung. Nicht mehr, nicht weniger.