BIZNAGA

Gran Pantalla

2017 begeisterten mich die aus Madrid kommenden BIZNAGA, die sich 2011 zusammengefunden hatten, mit ihrem zweiten Album „Sentido Del Espectaculo“. 2014 veröffentlichten sie ihr Debüt „Centro Dramatico Nacional“ auf Holy Cuervo, davor gab es 2013 zwei Kleinformate.

Ihr dritter Longplayer „Gran Pantalla“ ist wie das vorherige Album auf Slovenly erschienen, und Labelmacher Pete hat seit einiger Zeit ein Faible für spanischsprachige Bands. Den Vorgänger beschrieb ich als „eine dieser Platten, die einen schon beim ersten Hören für sich einnehmen“, und auch „Gran Pantalla“ hat diese Qualität, die Trademarks des Vierer haben sich nicht verändert: hymnische Melodien, teils mehrstimmiger Gesang, konstant den Song vor sich her treibendes Schlagzeug, Beat und Groove, Wut und Melancholie, und Gitarrenarbeit ohne Soli.

ROCKET FROM THE CRYPT, FUCKED UP, RIPPERS nannte ich als Vergleiche, ich füge die französischen NIGHTWATCHERS hinzu. „Großer Bildschirm“ lautet der Titel in Übersetzung, und unter diesem druckt die Band auf dem Innencover ihr „Credo“ ab – ein Appell gegen die Selbstaufgabe an die allgegenwärtige Technik in Form eines „Vaterunsers“ der Technikgläubigen – „Ich glaube nur das, was auf dem Großen Bildschirm passiert.“ Ergänzt wird dieser gruselige Text durch das „Manifest des neuen Narzissten“ – die Aufgabe des Ich und das Unterwerfen unter die Online-Existenz.

Man ahnt, dass hier Menschen Adorno et al. gelesen haben und das mit Punkrock umhüllen. Eigentlich wären BIZNAGA die ideale Band für den Soundtrack der nächsten Staffel von „La Casa de Papel“ – oben erwähnte Texte könnte man auch den Professor vortragen lassen.