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FUCKING CHAMPS

III

2003 hatte ich mal die Gelegenheit, ein Interview mit Tim Green zu führen, eine im Kosmos von DC-Punk und Dischord Ende der Achtziger etwas in Vergessenheit geratene Musikerpersönlichkeit, der inzwischen hauptsächlich mit Louder Studios in Kalifornien als Produzent aktiv ist. Bei NATION OF ULYSSES war er zweiter Gitarrist und machte danach mit dem „Power-Metal-Trio“ THE FUCKING CHAMPS weiter, das 1994 zwei Kassetten und eine Single mit Aufnahmen veröffentlichte, bis dann 1997 der erste richtige Longplayer namens „III“ auf Frenetic Records als LP und CD erschien, allerdings noch unter dem kryptischen Namen C4AM95. Gleich ein ziemlicher Brocken mit 25 Stücken, der noch deutlich roher, unhomogener und anstrengender klang als die in den Jahren 2000 bis 2007 entstandenen, bei Drag City erschienenen Folgealben „IV“, „V“ und „VI“. Vergessen darf man dabei auch nicht die wunderbare Kollaboration der Champs mit TRANS AM unter dem Namen TRANS CHAMPS und THE FUCKING AM. Für Metal-affine Menschen dürfte der überwiegend instrumentale Sound der Champs einigermaßen irritierend gewesen sein, deren Konzept eine Demontage von Heavy-Metal-Stereotypen war, was machmal so klang, als ob die MELVINS QUEEN-Cover spielen würden. Hinzu kamen bei „III“ teilweise skurrile KRAFTWERK-artige Klänge, die bei Greens Soloprojekt CONCENTRICK noch deutlicher zutage traten. Inzwischen wurde „III“ bei Drag City auf Vinyl wiederveröffentlicht und nach einer gewissen Gewöhnungsphase kam meine damalige Faszination für diese extrem eigenwillige Band schnell wieder zurück, die Metal-Fans wie -Hasser nach wie vor gleichermaßen vor den Kopf stoßen dürfte, wofür ich sie weiterhin außerordentlich schätze.