IN GOD WE TRUST

Winshluss

Ein in blaues Kunstleder eingebundenes Hardcover mit Präge-Golddruck? Ein unter dem Atem einer Wolke mit dem Auge der Vorsehung umknickendes Kreuz und eine betende Winzfigur in der Ecke lassen den Inhalt schon erahnen.

Nach „Pinocchio“ hat sich der Franzose Vincent Paronnaud aka Winshluss nun also einen weiteren Klassiker der Weltliteratur vorgeknöpft: Die Bibel. In aller Kürze zusammengefasst von einem sauflustigen Benediktiner namens St.

Franky, der bei der Verteidigung der abteieigenen Biervorräte 1283 ums Leben kam. Ja, stimmt, Tiefgang geht anders, dennoch lässt sich vorzüglich über „In God We Trust“ schmunzeln. Unbefleckte Empfängnis, pffff.

Hier steht, was Sache war. Geschenktipp für den gläubigen Christennachwuchs: Die Dornenkrone mit Schirm. In vielen schöne Farben. Konsum- und Scheinheiligkeitskritik sind nach wie vor Winshluss’ zentrale Themen.

Im Gegensatz zu beispielsweise „Pinocchio“ fällt dieser Band allerdings wesentlich wortreicher aus und lässt entsprechend weniger Interpretationsspielraum. Zeichnerisch bleiben Underground und Crumb eine unvermeidliche Referenz.

Üppige Schraffierungen, grobschlächtige Typen, Pickel, Dickwänste, Drogen, Sex und Gewaltexzesse. Kein Wunder, nennen doch beide die Comics der 1930er als eine wesentliche Inspirationsquelle.

Aber auch sonst schöpft Winshluss aus dem reichhaltigen Fundus der Comicgeschichte. Conan der Barbar. Gott vs. Superman, Respekt vor jeglicher Art von Kult absolut ausgeschlossen. Was lernen wir jetzt daraus? „Sämtliche hehren Werte gehen den Bach runter ...

Mord, Korruption, Pornographie ... Ich sage Ihnen, wahrhaftig, das Ende ist nah!!!“ Bei diesem faulen, launischen und dauerbreiten Schöpfer ist das wohl auch keine allzu große Überraschung.

Amen.