KRAMER

Natalie Ostermaier

In einer kleinen Stadt im 15. Jahrhundert wird die junge Bäuerin Elsa verhaftet und der Hexerei beschuldigt. Da das Gesetz die Untersuchung durch einen Experten vorsieht, wird Heinrich Kramer hinzugezogen.

Kramer ist der Verfasser des „Hexenhammer“, dem ultimativen Regelwerk der Hexenverfolgung. Kramer ist, wie die Hexenverfolgung generell, von fanatischem Glauben und Frauenhass getrieben. Seine innere Zerrissenheit, verstärkt durch eine gewisse Zuneigung für Elsa, führen dazu, dass diese nach grausamer Folter und Demütigung freigelassen wird.

Trotz des Freispruchs wird Elsa geächtet und von einem erbosten Bürger erstochen. Inmitten der Selbstzweifel wegen seiner Mitschuld an dem Mord erscheint Kramer der Teufel, der ihm nach einigem Ringen frisst ...

Ostermaier erzählt die Geschichte in kunstvollen Bildern in schwarz-grau, die sehr an Kohle- oder Bleistiftzeichnungen erinnern und eine angenehme Abwechslung zu amerikanischen Stilen bildet.

Der Einsatz von roten Farbelementen ist überflüssig, beschränkt sich aber glücklicherweise auf die letzten Seiten. Die Darstellung ist mehrmals auch ziemlich explizit, besonders in den durch Kramers unterdrückte Sexualität ausgelösten Träumen macht das jedoch durchaus Sinn.

Leider kratzt Ostermaiers Geschichte nur an der Oberfläche einer sehr interessanten Thematik. Für das vom Verlag angepriesene Psychogram Kramers fehlt es dann doch an Substanz und historischer Genauigkeit, stattdessen bietet Ostermaier einen kurzweiligen Horror-Fiebertraum, der unterhält, wenn man auf mittelalterlichen Horror mit fantastischen Elementen und einer Prise Sex steht oder die katholische Kirche einfach generell nicht mag.