NEW BOMB TURKS

At Rope’s End

Sein Album „Am Ende der Fahnenstange“ zu betiteln zeugt nicht gerade von großem Selbstbewusstsein ... Und ja, irgendwie ist der Titel des neuen NBT-Albums durchaus programmatisch zu sehen, war ’97 doch das Jahr, in dem garagiger PunkROCK ein noch nie dagewesenes Hoch erlebte. Und so sehr ich so ziemlich alle Bands aus diesem Stall auch schätze, so klar ist mir auch, dass jedes Hoch wieder vorbeigeht – ich kann mir nicht vorstellen, dass Bands wie GLUECIFER oder HELLACOPTERS Ende dieses Jahres noch von einer solchen Welle der Begeisterung getragen werden wie zu Anfang. Aber ich schweife ab: die NEW BOMB TURKS sind unzweifelhaft mit ihren Massen von Singles, aber gerade auch den Alben auf Crypt die Pioniere des Neunziger-Retro-Kick-Ass-Punkrocks geworden und dürften so ungefähr 90% der später gegründeten Bands dieses Genres beeinflusst haben. Ihr zweites Album für Epitaph, aufgenommen zu 2/3 im heimischen Columbus, zu 1/3 bei Tomas Skogsberg in Schweden, entfernt sich wie schon „Scared Straight“ noch ein bisschen weiter vom rauen, ungestümen Sound der frühen Jahre, geht weit zurück in die Siebziger, und schließt unüberhörbar an die besten Jahre von STOOGES, DEAD BOYS, NEW YORK DOLLS etc. an, ohne dabei in Retromanie zu verfallen, sprich: „At Rope’s End“ klingt durchaus wie ein neues Album, tritt auf seine schmutzig-schlammig-rock’n’rollig-rhythm&bluesige Art äußerst gediegen Arsch. Auch (Keyboard-)Piano-Parts, Mundharmonika und Saxophon hinterlassen im Sound deutliche Spuren, was sehr geschmackvoll rüberkommt, und mit „Veronica lake“ haben die Turks sogar einen veritablen Hit am Start – alles in allem ein vorzügliches Album, das allerdings keine Überraschungen bietet, da man mittlerweile halt doch schon so ziemlich alles gehört hat: also doch das Ende der Fahnenstange. Und was kommt jetzt?