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ROUTES

Lead Lined Clouds

Immer wenn ich mich freue, ein neues ROUTES-Album in die Hände zu bekommen, muss ich feststellen, dass ich in der Zwischenzeit bereits wieder mindestens zwei Releases verpasst habe. „Mesmerised“ war das letzte, das mir vor die Flinte lief, und wenn man so möchte, ist „Lead Lined Clouds“ im Vergleich dazu eine direkt Fortführung: ebenso wenig verspielt, dafür genauso getrieben von Reverb und straigtem Vierviertel-Geholze. Zudem wird der Orgel mehr Raum zur Entfaltung gelassen, führen die Riffs ohne viel Federlesens in die Hooks und werden Instrumental-Sperenzien auf ein Minimum reduziert. Vergessen werden sollte nämlich nicht, dass THE ROUTES dazwischen geschlagene vier Instro-Platten in ihren Output geschoben haben, die sich—sofern es die dann doch recht engen Genregrenzen erlauben—bereits vor stilistischen Spielereien überschlagen haben, zwischen Spaghetti-Western japanischer Bauart und eklektischem Surf-Twang. Wo hier die Inspiration und der unbedingte Fleiß ihren Anstoß finden, lässt sich nicht benennen, aber klar ist, dass diese zehn Proto-Punk/Freakbeat-Cracker mit einer Nonchalance zwischen STANDELLS und COUNT V, MC5 und SEEDS, Jonathan Richman und Brian Jones pendeln, dass es der Band nicht gerecht werden würde, sie einfach nur in einer weiterer Eruption auf der Sixties-Revival-Skala zu bemessen – denn auf „Lead Lined Clouds“ findet sich wirklich ein ganz eigener Sound, der sich nur schwer einhegen lässt.