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ROWLAND S. HOWARD

Pop Crimes

Rowland S. Howard hat stilprägenden den Punk-Blues von THE BIRTHDAY PARTY und CRIME & THE CITY SOLUTION erschaffen. Doch in diesen Bands blieb seine wahre und aufgewühlte Seele hinter deren prägenden Sängern Nick Cave und Simon Bonney zurück. Dies änderte sich bei seinem zweiten Soloalbum „Pop Crimes“ (2009), mit Songs, die einem schonungslos die Desillusionierungen gescheiterter Beziehungen, sinisterer Romantik und kompromissloser Selbstauszehrung vor Augen führen. Howard filtert nicht, schont sich selbst nicht, bricht mit seinem Innersten nach außen. Die Zeile im Titelsong „Pop crimes“ legt es offen: „I guess that I won’t see you tomorrow / On this, our planet of perpetual sorrows“, als hätte er eine klare Ahnung dessen, was ihm bevorstünde. Das wunderbare „Shut me down“ ist eine tiefschwarze Ballade, getragen von der Textur aus Howards Desperado-Gitarre und Streichern, in der er fast tranceartig die Zeile „I miss you so much, to shut me down“ singt, nein, fast verloren diese Zeile ungehört in einen leeren Raum haucht, nachdem er den letzten Zug an der stets griffbereiten Zigarette genommen hat. Das Album begeistert mit einem Duett mit Jonnine Standish beim Song „(I know) A girl called Jonny“, in dem Howard in Lee Hazlewood-mäßiger Manier die Zeile „She’s my narcotic lollipop“ singt und Jonnine Standish mit einem an Nico erinnernden lasziven Tonfall antwortet: „I put my fingers in his mouth“. Für Howard ist der Song auch eine Reminiszenz an die Sechziger-Jahre-Legende THE SHANGRI-LAS. Das Album glänzt mit zwei Coverversionen. Zum einen „Life’s what you make it“ von TALK TALK, mit einem schweren Bass versehen, wobei sich der positive Duktus des Originals bei Howard in einen bedrohlichen Moment des persönlichen Scheiterns dreht, und zum anderen ein Cover von „Nothing“, im Original von Townes Van Zandt. „Pop Crimes“ hat Rowland S. Howard nur ein paar Monate überlebt, er starb im Dezember 2009.