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ÅRABROT

Norwegian Gothic / The World Must Be Destroyed

„The revolution will come soon. All this will be destroyed. The world must be destroyed. Amen. For years I have been waiting for Antonin Artaud’s mad words to catch up with the actual world and Thank God for the virus – here it finally is. This is The World Must Be Destroyed.“ Was beim ersten Lesen als zynischer Kommentar des ÅRABROT-Frontmanns Kjetil Nernes zunächst sehr provokant rüberkommt, muss im Kontext gesehen werden: Die vier Tracks der EP „The World Must Be Destroyed“ wurden bereits während der Sessions zum letzten ÅRABROT-Album „Who Do You Love“ aufgenommen, haben aber letztlich nicht den Sprung auf das Album geschafft. Vielleicht haben die düster-apokalyptischen von dem schizophrenen französischen Avantgardisten Antonin Artaud inspirierten Stücke auch einfach nur den richtigen Veröffentlichungszeitpunkt abwarten wollen? Der schien 2020 gekommen. Vielleicht will Nernes mit deren Veröffentlichung auch das Gute am Schlechten herausstellen: „After 20 years of doing ÅRABROT I have learnt one important thing: In order to rebuild it must all be destroyed.“ Wer weiß das schon? So oder so ist dieser durchgeknallte musikalische Amoklauf eher ein Abgesang auf vergangene Tage als ein Vorgeschmack auf das neunte ÅRABROT-Album „Norwegian Gothic“. Denn das ist für ÅRABROT-Verhältnisse geradezu zugänglich, fast schon poppig ausgefallen. Der Wandel von der Noiserock-Band zu einer Art Familienprojekt unter Beteiligung eines sich ständig ändernden Musikerkollektivs scheint nun endgültig vollzogen. Neben den beiden Hauptakteuren Kjetil Nernes (Norwegen) und dessen Ehefrau Karin Park (Schweden) haben unter anderem auch Tomas Järmyr (MOTORPSYCHO) oder Anders Møller (TURBONEGRO) dem Djura Missionshus aka „The Church“ in Schweden einen Besuch abgestattet und ihren musikalischen Beitrag zu „Norwegian Gothic“ geleistet, das damit quasi eine Art skandinavisches Über-Goth’n’Roll-Album ist. Gespickt mit dekadent-surrealistischen Texten rund um Liebe und Tod und einer allgemeinen Antihaltung, die sich selbstbewusst auf Adorno, William Carlos Williams und diverse andere Philosophen, Dichter und Denker beruft, frönen ÅRABROT hemmungslos dem Achtziger-Goth-Pathos, selten auch jazzig eingefärbt, dunkel mahlende Gitarren treffen Chöre, Streicher, Synthies, Bläser, Lap- und Pedalsteel. Es von Jaime Gomez Arellano (PARADISE LOST) produzieren lassen, fertig. „Rock’n roll is their religion“, kommet, sehet den Clip zu „Kinks of the heart“ und glaubt. Und wo das Wort Religion fällt, ist auch der schnöde Mammon nicht weit: Der Vinylsammler hat die Qual der Wahl zwischen diversen limitierten Versionen und Paketen, unter anderem gibt es eine auf 333 Stück limitierte „Hard Love Edition“ und eine 150 Stück starke 2LP-„Hallucinational Edition“.