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SYSTEMADDICTS

Red Desert Rain

2016 rezensierte ich das THE SYSTEMADDICTS-Album „Red Desert Rain“ und schrieb: Die Beteiligten sind alle noch ziemlich jung, die Band ist quasi „Familienangelegenheit“, und so tragen Kaeli, Liam und Rory nicht zufällig den Nachnamen Convey, sondern sind Geschwister: Liam singt und spielt Gitarre, sein Bruder Rory Posaune, seine Schwester Bass (und singen tut sie auch). Dazu kommen Jamie am Keyboard, Tasman an der Gitarre und Elliot am Schlagzeug. 2011 kam das erste (titellose) Album, 2013 das zweite, „Do You Really Want My Love?“, beide von der Band selbst veröffentlicht. – Seitdem hatte ich sie ehrlich gesagt aus den Augen verloren, bis mir dann im Sommer 2021 Gitarrist Tasman eine Mail schrieb, ein neues Album sei am Start, er wolle es mir schicken. Post, Pandemie, Adelaide/Australien – das verträgt sich nicht, erst im Februar 2022 kam die LP an, die wieder das Label von Off The Hip Records aus Melbourne trägt – und die Jahreszahl 2020. Stand heute ist das Album noch nicht mal bei Discogs gelistet. Hier geht gerade eine Kultur vor die Hunde, irgendwann wird niemand mehr physische Releases australischer Bands kaufen können außerhalb von Oz. „THE SYSTEMADDICTS are a Garage/Punk band from Adelaide, South Australia“ schreiben sie lakonisch auf ihrem Bandcamp-Profil, und dabei ist da so viel mehr. Eine dezente Farfisa-Orgel etwa, das Hymnische früher MIDNIGHT OIL-Releases („Red desert rain“), der mehrstimmige Gesang. Ob die Besetzung gleich geblieben ist? Keinerlei Infos nirgendwo – diese (Nach)Lässigkeit ist mir irgendwie sympathisch: No worries, mate, du hast das Album, das reicht doch, oder? Und Songs schreiben können die! „Igloo“ etwa, was für eine Hymne – Gänsehaut in der abends doch recht kühlen Wüste – und ein Coversong von THE SCREAMING TRIBESMEN (Brisbane, 1983). THE BLACK HEART PROCESSION kommen mir bisweilen in den Sinn, oder die gerade schwer angesagten BLACK COUNTRY, NEW ROAD, und natürlich sind die Aussie-Helden immer im Hintergrund, RADIO BIRDMAN, HOODOO GURUS. Die Posaune? Eine wundervoll warm klingende Abrundung des Klangbildes. Und auch für so einen Songtitel liebe ich THE SYSTEMADDICTS: „You won’t see me at your Australia Day BBQ“