Foto

RICHARD BARBIERI

Under A Spell

Der Brite Richard Barbieri wird für mich in erster Linie immer Gründungsmitglied und Keyboarder von JAPAN bleiben, die von 1978 bis 1983 nach anfänglichen durchwachsenen Glamrock-Versuchen dem New-Romantic-Bereich zugeordnet wurden, aber mit ihrer Verschmelzung von abendländischem Pop und orientalischer Musik nie so richtig in dieser Schublade passten, sieht man mal von ihrem schrillem Look ab. Einen größeren Teil von Barbieris Karriere machte aber dann seine Zusammenarbeit mit Steven Wilson aus, dessen Band PORCUPINE TREE er bis zu deren bis dato letzten Album „The Incident“ von 2009 angehörte. Barbieris eher im Ambient-Bereich angesiedelten Platten unter eigenem Namen hatte ich meist ignoriert, zumal der ehemalige JAPAN-Sänger David Sylvian eine bessere Alternative darstellte, was die Fortführung des speziellen Sounds dieser Band anging. Aktuell erschien mit „Under A Spell“ ein neues Barbieri-Album, ebenfalls rein instrumental und von Ambient-Musik bestimmt, bei dem der Keyboarder auf beeindruckende Weise in fast impressionistischer Manier Töne eher malt, als dass er sie auf konventionelle Weise spielen würde. Den vielschichtig instrumentierten und komplex arrangierten Soundscapes von „Under A Spell“ merkt man auch an, wie viel JAPAN noch in Barbieri steckt. Vor allem die jazzigen Einflüsse und das prägnante Bassspiel erinnern an den leider schon 2011 verstorbenen JAPAN-Kollegen Mick Karn, das trockene, präzise Drumming könnte auch von Steve Jansen stammen, fehlt eigentlich nur noch der Gesang von dessen Bruder David Sylvian, um den es in letzter Zeit in musikalischer Hinsicht etwas still geworden ist. Mit „Under A Spell“ spannt Barbieri quasi auf kunstvolle Art einen Bogen von seiner Vergangenheit zu einem aktuellen Ausdruck seines individuellen Kunstverständnisses und zeigt ebenfalls, dass Ambientmusik mehr als nur akustischer Durchzug ist.