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DEWAERE

What Is Pop Music Anyway?

Genau, was soll das eigentlich sein, diese „Popmusik“? Mit Sicherheit nicht das, was die 2017 gegründeten DEWAERE aus Saint-Brieuc in der Bretagne auf ihrem zweiten Album spielen. Sänger Maxwell Farrington (dessen Intonation der englischen Texte der Band einen sehr britischen Touch verleiht), Gitarrist Julien Henry und Bassist Marc Aumont haben sich mit Franck Richard seit dem Release des Debüts „Slot Logic“ 2019 einen neuen Drummer gesucht und beschreiben dessen Stil etwas martialisch als „MG-42 style“ – rattata, wie das Maschinengewehr 42 der Wehrmacht. Na ja ... Auch sonst überschritt der Promozettellyriker mal die Grenzen des guten Geschmacks, etwa wenn es heißt „let the sick noisey hits shake your bones to the core and experience what it feels like when you throw your very first hand grenade [...], ready for battle.“ Nein, spätestens in Zeiten, wo junge Rekruten von Putler verheizt werden und andere krepieren beim Versuch, diese Angriffe abzuwehren, sollte man von solch militaristischen Metaphern Abstand nehmen. Wollen wir es mal nicht gegen die Band verwenden, deren Musik wieder ausnehmend gut gefällt, auch wenn der derbe Noiserock-Einschlag des Debüts etwas gezügelt und in beinahe schon tanzbare Songs überführt wurde. Kämen die Jungs von der Insel, hätte sie die IDLES- und FONTAINES D.C.-Welle womöglich längst mitgerissen. Sägende Gitarre trifft auf eher wuchtig groovendes als ratterndes Drumming, und der große Aktivposten ist definitiv am Mikro zu finden: Farrington hat was vom Iggy Pop der Achtziger, aber auch von Max Decharne (THE FLAMING STARS) – da ist so ein gewisses cooles Tremolo, eine große, spannende Variabilität. Ausgesprochen guter Stoff!