ZUR HÖLLE

Detlef Kowalewski

Howard Marks machte es mit seinem Autobiografie-Doppel „Mr. Nice“ und „Mr. Smiley“ vor: Man kann und darf Scheiße bauen, als Drogenschmuggler, als Krimineller, aber man kann und darf nach dem Knast auch auf Vergebung und sogar eine gewisse Bewunderung hoffen, wenn man menschlich einigermaßen sauber bleibt – und vor allem eine gute Geschichte zu erzählen hat.

Und eine ähnliche Story wie Marks, wenn auch ein paar Nummern kleiner, hat auch Detlef Kowalewski zu erzählen. 1958 in Haan zwischen Düsseldorf und Wuppertal geboren, wächst er in Dormagen bei Köln auf, macht eine Lehre bei einem Chemiekonzern und entdeckt die Wunderwelt der Musik.

HIGH ’N DRY heißt in den Achtzigern seine Band, klassischer Achtziger-Hardrock, 1988 erscheint das Album „Hands Off My Toy“ über Bacillus Records/Bellaphon. Er macht in Köln viel Geld mit einem Proberaumkomplex und dem Liveclub Empire, sogar IRON MAIDEN proben dort mal vor einer Tour.

Kohle, Frau, Kinder – alles stimmt, bis er1989 wegen Drogenhandel verhaftet wird, Koks ... Im berüchtigten Kölner Knast Klingelpütz hielt es ihn nicht lange, er brach aus, flüchtete nach Amsterdam, wurde festgenommen, saß in den Niederlanden im Knast, brach auch dort aus – und segelte mit seiner Familie nach Brasilien, um unter neuem Namen ein neues Leben zu beginnen.

Das riskierte er durch den versuchten Schmuggel von drei Kilo Kokain – und er kam in die Hölle, saß jahrelang in Knästen in Rio de Janeiro. Das Leben und Sterben, die unfassbare Gewalt, die er dort erlebte und in einfachen, nüchternen Worten in diesem Buch beschreibt, sind atemberaubend und schockierend.

Glück im Unglück: 1995 wird er nach Deutschland ausgeliefert und kommt 1996 frei. Seitdem arbeitet er weltweit als Tätowierer.