ONCE TASTED LIFE

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Blackest Songs

Im Sommer 2002 entschlossen sich Chris (voc, git), Gerfried (git), Steve (bass) und Felix (drums, voc) – alle (Ex-)Mitglieder der Grazer Hardcore-Kapellen SICK OF SILENCE, PlEDGE ALLIANCE und TRUE ILLUSION – gemeinsam Popmusik zu machen. Seitdem gab’s schon so manche Tour, ebenso bereits personelle Veränderungen, und kürzlich wurde eine Maxi-CD namens „Fields Of Hope“ veröffentlicht. Wie die klingt, könnt ihr in Ox # 52 nachlesen, was ONCE TASTED LIFE zu sagen haben, hier.

Ihr alle kommt aus dem Hardcore-Bereich, ONCE TASTED LIFE hingegen tendieren zu ruhigeren Momenten.

Chris:
Mir persönlich fehlt im Moment das Spielen in einer Hardcore-Band nicht ernsthaft. Außerdem haben wir immer schon ganz gerne ruhige und melodiöse Musik gehört und teilweise auch schon vor O.T.L. gespielt. Irgendwann im vergangenen Jahr kam dann die Idee auf, ein Projekt zu gründen, in dem wir als Ergänzung zu unseren anderen Bands eben auch ruhige Musik spielen. Dass sich SICK OF SILENCE bald danach auflösen würde, konnten wir damals noch nicht wissen, ONCE TASTED LIFE ist deshalb auch nicht wirklich als Nachfolgeband zu sehen.“
Gerfried: „Mich haben melodiös-poppige Klänge schon immer begleitet, während ich mich erst sehr spät wirklich harter Musik geöffnet habe. Die Diskrepanz zwischen beiden Stilen ließ sich nicht länger in einer Band vereinen, weshalb ich jetzt in zwei Punkbands spiele, die eine macht Pop, die andere Deathmetal.

Chris war bei SICK OF SILENCE, Gerfried spielt bei PLEDGE ALLIANCE, beides politisch engagierte Bands – spielt Politik bei ONCE TASTED LIFE auch eine Rolle?

Chris:
Auch wenn es verschiedene Bands sind, so sind wir doch dieselben Personen und die zentralen Themen sind die gleichen. Der Unterschied zu S.O.S. liegt nur darin, dass wir die Politik anders in die Band einfließen lassen. Die Texte sind hier nicht so offensiv und lassen mehr Spielraum für Interpretationen. Einer der Gründe dafür ist, dass sich speziell im Punk- und Hardcore-Umfeld oft Phrasen und Vokabular in Bezug auf politische Inhalte wiederholen. Und auch wenn es grundsätzlich vielleicht gut ist, wenn viele Leute über diese zweifellos wichtigen Dinge singen, so birgt es doch auch die Gefahr, dass dies zu stumpfen, unbeachteten Klischee-Texten mutiert. Bei S.O.S. wurden persönliche Inhalte und Anschauungen mit einer sehr offenkundigen politischen Message mittransportiert, bei O.T.L. geschieht das eher umgekehrt. Es werden sehr viele persönliche Dinge verarbeitet, wobei die politischen Ideen Teil der Persönlichkeit sind. Wir haben allerdings auch Polit-Links in unserer CD und spielen auf politisch motivierten Shows.

Eure Texte sind persönlich und nachdenklich, die Songs zeitweise traurig. Spiegelt das eure individuellen Persönlichkeiten wieder?

Chris:
Ich denke, dass Texte immer auch etwas von der Persönlichkeit der Person wiedergeben, die den Text geschrieben hat. Auf Tour, wenn wir stundenlang irgendwo dahinfahren, habe ich viel Zeit, über alles Mögliche nachzudenken. Meistens mache ich mir dann dazu Notizen und vervollständige diese später. Ich denke, der Charakter vieler unserer Texte wird durch diese Situation sehr stark mitgeprägt. Trotzdem würde ich uns nicht als grundsätzlich traurige Band bezeichnen. Positive und negative Anteile wechseln einander ab und ergänzen sich dabei. Live beeinflusst natürlich auch die momentane Situation die Stimmung der Songs.

ONCE TASTED LIFE machen durchaus radiotaugliche Musik. Wie steht ihr angesichts eures DIY-Backgrounds zu Radioairplay, Majordeals etc.?

Chris:
Ich denke, dass sich unsere eigentlichen Grundsätze diesbezüglich nicht wesentlich geändert haben, denn auch mit S.O.S. hatten wir ja gelegentlich Airplay bei mehr oder weniger kommerziellen Radiosendern, beziehungsweise gaben Interviews für diese oder spielten auf größeren, von Sponsoren getragenen Veranstaltungen. Der Unterschied liegt viel mehr darin, dass sich mit unserem jetzigen Musikstil ein paar Türen mehr aufgetan haben, und wir noch mehr abwägen müssen, was für uns noch passt, und was sich mit unserer Einstellung nicht mehr vereinbaren lässt. Eine eindeutige Grenze wäre für mich beispielsweise erreicht, wenn ich nicht mehr frei über meine Musik bestimmen könnte, wie ich wo und wann spielen kann. Ganz besonders, wenn es darum geht, dass andere, mit denen ich nichts zu tun habe, mit unserer Musik Geld machen wollen. Trotzdem denke ich, macht es unter bestimmten Voraussetzungen schon Sinn auch Strukturen außerhalb der DIY-Szene in Anspruch zu nehmen, da wir so mit unserer Musik wieder andere Leute erreichen, und ein größerer Bekanntheitsgrad bringt auch einige Vorteile mit sich, bei der Organisation einer Tour zum Beispiel. Wir spielen sehr gern DIY-Shows, weil dadurch alles überschaubar bleibt, und diese meistens von Leuten organisiert sind, denen die Musik genauso wichtig ist wie uns. Allerdings können wir die Band und uns selbst damit nicht finanzieren. Das bedeutet, dass wir entweder arbeiten müssten, wodurch viel Zeit und Energie für die Band verloren ginge, oder zu versuchen, kein oder kaum Geld zu verbrauchen. Das bedeutet dann allerdings auch, nicht versichert zu sein. Wir wollen der DIY-Idee nicht den Rücken zukehren, allerdings unser Spektrum erweitern. Der Punkt ist der: Uns ist klar, dass dies alles oft eine Gratwanderung oder einen Kompromiss bedeutet, und nicht alle Entscheidungen stellen sich im Nachhinein als richtig heraus.