KRAKÓW LOVES ADANA

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All tomorrow’s parties

Freiburg ist nicht zwingend das Epizentrum für euphorisierende Bands, aber mit KRAKÓW LOVES ADANA haben die beiden Studenten Robert Heitmann und Sängerin Deniz Cicek aus Freiburg ein wunderbares Stück Musik geschaffen. Andy Warhol hätte das Duo sicherlich zur Unterhaltung seiner bekannten Muse und Stilikone Edie Sedgwick in die Factory nach New York eingeladen. Deniz Cicek hätte möglicherweise mit Nico an der Setlist für das nächste VELVET UNDERGROUND-Konzert arbeiten können, denn über KRAKÓW LOVES ADANA schwebt der melancholische Geist von Nico. In diesem Sommer hat das Duo für die Schweizerin Sophie Hunger als Support eröffnet und ihr Debütalbum „Beauty“ veröffentlicht, eine Perle minimaler Instrumentalisierung und kristalliner Schönheit. Das Album erscheint auf dem kleinen, aber feinen Hamburger Label Clouds Hill Recordings, das sich auf die Vinylveröffentlichungen unter anderem von MUFF POTTER, STELLA, THE APE, 1000 ROBOTA und PHANTOM/GHOST spezialisiert hat. Zudem arbeitet Robert Heitmann für dieses Label in Sachen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In Hamburg haben sie bereits auf dem Reeperbahn Festival gespielt und nun wird es Zeit, dass der Rest der Republik Kenntnis von ihrer Musik nimmt, die jederzeit zu einem Soundtrack für das Genre Film Noir werden könnte.

Als Erstes müsst ihr das „Geheimnis“ um euren speziellen und Neugier weckenden Bandnamen lüften. Was steckt dahinter?

Robert: Deniz und ich haben Städtenamen mit einem „Loves“ verbunden, ohne dabei wirklich auf der Suche nach einem Bandnamen zu sein. Uns gefiel einfach der Eindruck, den diese Verbindungen von Wörtern hinterlassen hat „Kraków Loves Adana“ war eine von diesen Verbindungen, die nun unsere Musik betitelt.

Als ich eure ersten Songs gehört habe, hatte ich sehr schnell Assoziationen an Nico mit THE VELVET UNDERGROUND oder aktuelle Acts wie SOAP&SKIN und Sophie Hunger, speziell bei „Wolves“. Schubladen sind natürlich sehr subjektiv, aber was sind eure Inspirationen und was hat eure persönliche musikalische Sozialisation bestimmt?

Robert: Wir haben viele musikalische Inspirationen, die auch unsere persönliche musikalische Sozialisation bestimmt haben. Alle diese Inspirationen und Einflüsse kann man so schnell nicht nennen. Wobei einige Inspiration herausstechen und uns seit Jahren beeindrucken und begleiten. Man kann sagen, dass alle Musiker, die wir als Inspiration nennen würden, etwas Zeitloses in ihrer Musik tragen.

Deniz, kannst du etwas zu deinen Einflüssen speziell als Sängerin sagen? Deine Stimme ist sehr eindringlich und vermittelt für mich eine tiefe Intensität. Bist du grundsätzlich ein melancholischer Mensch?

Deniz: Ich fand den typisch weiblichen Gesang schon immer uninteressant und habe mich auch in der Zeit, bevor ich meine erste eigene Musik geschrieben habe, eher mit dem männlichen Gesang befasst. Wahrscheinlich hat dies meinen Einfluss speziell als Sängerin geprägt. Wobei ich meine Art zu singen auch nicht als weiblich ansehe. Melancholie ist ja eher ein abgeschmackter Begriff, aber ich würde mich durchaus als eine Person bezeichnen, die sich mit sich selbst und ihrer Umwelt auf einer kritischen Ebene auseinandersetzt.

Ihr studiert beide in Freiburg. Wie bekommt ihr Studium und das Leben als Musiker unter einen Hut?

Deniz: Das ist gar kein so großes Problem, da wir nicht grundsätzlich eine Trennung zwischen unserem Leben als Musiker und dem als Studierende vornehmen. Es greift alles ineinander.

Euer „Pearls bring tears“ ist ein wunderbar trauriger und schöner Song. Ich würde ihn sofort für eine Dokumentation für Andy Warhols Muse Edie Segdwick verwenden.

Deniz: Für mich geht es in dem Stück um die Beschreibung der Selbstdarstellungssucht in unserer Zeit, die dem Zusammenleben nicht gerade zuträglich ist. Das mit Edie Sedgwick und Andy Warhol wäre da ja gar nicht so unpassend.

Robert: Was du sagst, trifft genau unsere Empfindungen. Aufgrund dessen entstand auch der Titel „Pearls bring tears“. Für den Ausdruck beziehungsweise das Sprichwort „Perlen bringen Tränen“ gilt eine Art Zweideutigkeit, die auf zwei unterschiedliche Interpretationen zurückgeht. Die eine beruht auf dem Aberglauben, dass das Tragen von Perlen – zum Beispiel als Brautschmuck bei einer Hochzeit – für die Zukunft Tränen und Trauer mit sich bringt. Eine andere Interpretation hingegen beschreibt die Freude, die damals Frauen, die in armen Verhältnissen lebten, empfunden haben, wenn sie ihren Perlenschmuck nur zu ganzen besonderen Anlässen trugen. Die so entstandenen Tränen waren Ausdruck von Glück und Freude.

In der Wochenzeitung Die Zeit ist eine ganz gute Besprechung zu eurem Debütalbum erschienen. Habt ihr „Angst“ oder „Befürchtungen“, so etwas wie Feuilletonlieblinge zu werden?

Deniz: Eine gute Besprechung zu unserem Album ist natürlich etwas Erfreuliches. Dennoch sollte man sich davon als Musiker nicht vereinnahmen lassen. Auch nicht von einem negativen Echo. Es handelt sich schließlich nur um subjektive Wahrnehmungen unserer Arbeit. Es macht unsere Arbeit an sich weder besser noch schlechter.