SMOKEY BASTARD

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Folk Punk Chaos From The UK

Nachdem hierzulande das neue Album „Tales From The Wasteland“ im Februar 2012 erschienen ist, wird es Zeit für ein Interview mit dem Folk-Punk-Newcomer SMOKEY BASTARD aus Reading, UK. Das britische Folk-Punk-Sextett präsentiert auf ihrem zweiten Album nach „Propping Up The Floor“ seine rasante Spielfreude im Stile von FLOGGING MOLLY und THE DREADNOUGHTS, der raue Gesang sowie humorvolle Texte runden das Ganze noch ab. Das Independentlabel Bomber Music hat hier nach RANDOM HAND einmal mehr eine hervorragende Band ans Tageslicht befördert. Während die sechs Mannen in Großbritannien bereits dabei sind durchzustarten, geht es hierzulande noch eher beschaulich zu. Der Auftritt im Kölner Sonic Ballroom während ihrer ersten Europatournee war ein willkommener Anlass für ein Interview mit Matt Ness, Gitarrist und Banjo-Spieler der Band.

Matt, SMOKEY BASTARD wurden 2007 in Reading gegründet und bestehen im Moment aus sechs Personen. Woher kennt ihr euch und ist das immer noch die Original-Besetzung?

Chris MacLennan, Mike Wood und Aled Jenkins haben sich während der Schulzeit kennen gelernt. Gründungsmitglieder sind Mike, Chris und ich. Aled hat zunächst in anderen Bands gespielt, kam also erst später dazu. Alle anderen hatten zunächst auch andere Bands. Die Besetzung von SMOKEY BASTARD hat also, die drei Gründungsmitglieder ausgenommen, oft gewechselt, bis sich endlich alles so zusammengefügt hat, wie es jetzt ist. Und so sind wir auch sehr zufrieden. Wenn wir alle zusammenzählen, die jemals für SMOKEY BASTARD gespielt haben, dann würden wir aus etwa 14 Leuten bestehen. Alex zum Beispiel ist der vierte oder fünfte Drummer, den wir hatten, der beste Drummer übrigens, haha.

Ihr kommt aus Reading, UK, einem kleinen Ort in der Nähe von London, gibt es da so etwas wie eine Punk-Szene oder überhaupt irgendeine Musikszene?

Eine Szene gibt es bei uns nicht wirklich. Eher eine Gemeinschaft von etwa 30 bis 40 Personen, die man dann bei allen möglichen Konzerten und Partys immer wieder trifft. Die wirkliche Punk-Szene findet sich dann in London, nicht weit von uns entfernt.

Was macht ihr, wenn ihr keine Musik macht? Habt ihr Jobs?

Einige haben oder hatten Jobs. Meistens sind es irgendwelche Teilzeitjobs. Und so schlagen wir uns dann irgendwie durch. Ich arbeite derzeit als Anstreicher und Dekorateur, aber die Musik ist jetzt erst mal am wichtigsten. Wir sind da sehr flexibel, haha.Wir machen mal dies oder das, was sich eben so gerade ergibt. Mike zum Beispiel arbeitet nebenbei als DJ in einem Club.

Habt ihr von Anfang an Folk-Punk gespielt oder wie kam es dazu?

Die meisten von uns haben, wie bereits erwähnt, schon in anderen Bands gespielt und kommen hauptsächlich vom Ska-Punk. Ska und Folk liegen nicht so weit auseinander. Beides sind eher spaßorientierte Richtungen. Ja, Folk macht uns einfach nur Spaß, haha. Und angefangen hat es eigentlich damit, dass wir vor einigen Jahren FLOGGING MOLLY gehört haben. Und die DREADNOUGHTS.

Das ist ein gutes Stichwort. Als ich euch das erste Mal hörte, da hatte ich direkt die Assoziation, dass ihr eine Mischung aus FLOGGING MOLLY und den DREADNOUGHTS seid und von eurem Stil her genau dazwischen liegt. Ist es das, was ihr sein wollt?

Die DREADNOUGHTS, mit denen wir vor einigen Jahren bei einem Festival in Tschechien zusammen gespielt haben, sind die Band, die wir von Anfang an eigentlich sein wollten, haha. Aber dennoch versuchen wir natürlich, irgendwie unser eigenes Ding zu machen, nicht einfach bloß eine Kopie zu sein, sondern uns auch immer wieder neu zu erfinden, neue Stilrichtungen auszuprobieren, und so zum Beispiel nicht nur beim Irish Folk zu bleiben, sondern vor allem auch andere Folk-Stilrichtungen in unsere Musik einfließen zu lassen.

Wo habt ihr bisher gespielt und welche Unterschiede konntet ihr dabei feststellen?

Außer dem Festival in Tschechien 2010 ist es jetzt das erste Mal, dass wir außerhalb Großbritanniens spielen. Es ist also unsere erste richtige Europatour. Hier in Deutschland zum Beispiel ist alles viel größer. Mehr Menschen, mehr Geld. Und ja, hier bekommen wir sogar etwas zu Essen und eine Übernachtungsmöglichkeit. Man wird insgesamt einfach anders, besser behandelt. Und man bekommt hier auch garantiert sein Geld. Das ist nicht überall so. Die Menschen in Deutschland sind unserer Musik gegenüber insgesamt viel aufgeschlossener, kommen bei unseren Konzerten an unseren Stand, kaufen eine CD und diskutieren mit uns über unsere Musik. Das gefällt uns sehr.

Euer neues Album heißt „Tales From The Wasteland“. Was wollt ihr mit diesem Albumtitel ausdrücken?

Die Geschichte hinter „Wasteland“ hat ihren Ursprung in unserer Heimatstadt Reading, wirklich keine Kleinstadt bei 160.000 Einwohnern. Aber nur etwa 50 Kilometer entfernt liegt eben auch schon London – mit acht Millionen Einwohnern. Das ist nun mal einfach eine ganz andere Dimension als Reading. Und die meisten Menschen, die in Reading leben, arbeiten jedoch in London. Dadurch werden sowohl die Wirtschaft als auch die Kultur von Reading zerstört. Und so sehen wir Reading eben als das „Abfallprodukt“ von London.

Das Album hat ein sehr schönes Artwork. Was hat es damit auf sich?

Wir hoffen, dass „Tales From The Wasteland“ den traditionellen Folk mit interessanten neuen, moderneren Aspekten kombiniert. Und da hatten wir die Idee, eine Stadt im viktorianischen Stil zu kreieren, ganz im Sinne der Steampunk-Bewegung. Unsere Version von „Wasteland“. Und so fanden wir im Internet den Artwork-Künstler Tom McGrath, den wir bis heute nicht persönlich kennen gelernt haben, der aber genau das umgesetzt hat, wozu wir nicht in der Lage waren. Leider sind diesem Artwork die Songtexte zum Opfer gefallen, die wir aber als kleine Entschädigung auf unserer Internetseite präsentieren.

Wie würdet ihr euren eigenen Sound beschreiben?

Wir sehen unsere Musik als Progressive-World-Folk-Punk. Dabei versuchen wir durch unsere Instrumente, wie Akkordeon, Tin Whistle, Mandoline und Banjo, den traditionellen Folk-Stil zu betonen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Bomber Music?

Bomber Music ist ein relativ neues alternatives Label mit einigen neuen, guten Bands wie RANDOM HAND oder CRAZY ARM, um nur zwei zu nennen. Sie bieten einer jungen Band, wie wir es nun einmal sind, einfach einen guten internationalen Service, unterstützen uns als Band einfach sehr gut. Das gefällt uns natürlich, deshalb haben wir uns, nachdem wir unser erstes Album „Propping Up The Floor“ noch selbst produziert haben, für dieses Label entschieden.