CASHBAR CLUB

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Rockin’ the Cashbar

Unser Gesprächspartner im folgenden Interview, Marcus Haefs, auch liebevoll „Opa“ genannt, ist vor allem deshalb bekannt, weil er seit Jahren der Stadion-DJ von Fortuna Düsseldorf ist. Aber er ist auch seit den Siebzigern in der Düsseldorfer Punkrock-Szene verwurzelt, gehört zum Freundeskreis von den DIE TOTEN HOSEN – und ist Sänger in der Band CASHBAR CLUB, mit der er nun das erste Album „Welcome To The CASHBAR CLUB“ aufgenommen hat. Zeit also, sich mit dem Allrounder unter den Düsseldorfer Musikliebhabern zu treffen.

Opa, euer Debütalbum ist draußen – und schon unken die ersten Hörer, man könne eure Kumpels DIE TOTEN HOSEN raushören.


Ja. Aber das ist ja nichts Neues. Und es ist Blödsinn. Denn die DIE TOTEN HOSEN stecken ja quasi überall drin, wo es mal einen „Ohoho“-Chor gibt.

Trotzdem, nervt dich das?

Dadurch, dass ich die DIE TOTEN HOSEN gut kenne und sehr mag, ist das für mich eher ein Kompliment. Weißt du, man bewegt sich als Punkrock-Band natürlich in einer Akkordewelt, die relativ übersichtlich ist. Bei uns dreht es sich um THE CLASH, SEX PISTOLS, CHELSEA und, ja, natürlich auch DIE TOTEN HOSEN. Da ist ja auch eine gewisse geografische Nähe. Aber unser Gitarrist Dude würde sich doch nie hinstellen und sagen: „Ich spiele jetzt mal ein Riff wie Kuddel.“ Nein, wir wollen uns generell nicht auf einen, auf den einen Punkrock-Sound festlegen. Es kann auch mal ein Rock-Song dabei sein. Oder Reggae beziehungsweise Dub. Oder Pop.

Ihr habt als Produzenten für euer Debüt Vincent Sorg verpflichten können. Der produziert auch DIE TOTEN HOSEN und die BROILERS und gilt so ein bisschen als westfälischer Rick Rubin. Wie war es mit ihm?

Das war wunderbar. Da haben uns natürlich die DIE TOTEN HOSEN schon ein bisschen geholfen. Entsprechend gut waren wir vorbereitet. Wir wollten ja nicht als Dilettanten dastehen, haha.

Vincent Sorg selber lässt sich erfahrungsgemäß nur ungern in die Karten und ins Studio schauen. Also sei doch mal ein bisschen Mäuschen und erzähle: Was passiert bei ihm im Studio?

Vincent fängt morgens pünktlich um 10 Uhr an und erwartet, dass man selber pünktlich ist. Und um 18 Uhr schließt er ab und sagt: „Jetzt ist Feierabend. Jetzt gehe ich rüber zum Hof zu meiner Familie. Die ist ja auch noch da.“ Und das zwingt einen dazu, konzentriert bei der Sache zu sein.

Nichts mit Party-Romantik?

Nein. Absolut nicht. Das war wirklich eine Woche lang durchgehend konsequente Arbeit. Und Vincent hat uns stets offen seine Meinung gesagt. Es gab Momente, da hieß es: „Jungs, das seid ihr nicht.“ Und er hat uns manchmal gedeckelt, wenn wir mal wieder zu viele Ideen hatten und zu viel experimentieren wollen: „Das bekommt ihr in den sieben Tagen doch gar nicht hin. Lasst es und konzentriert euch mehr auf die anderen Songs.“ Und all das war sehr angenehm. Auch weil wir als Bandmitglieder alle aus verschiedenen Stilrichtungen kommen. Wir haben uns dank seiner konsequenten Anleitung musikalisch gegenseitig befruchtet.

Nun musstest du erst fünfzig werden, um dein erstes Album zu veröffentlichen. Warum hat das nicht früher geklappt?

Es hat sich nie ergeben. Und auch wenn es jetzt etwas albern klingt, weil ich ja nie der Riesensänger oder Riesenmusiker war: Ich war noch nie jemand, der etwas Halbgares macht. Ich hätte damals beispielsweise mit meiner Band YOUNG STARS eine Platte aufnehmen können. Aber als ich mir die Demos der Songs anhörte, war mir klar: Das geht nicht. Die sind einfach schlecht. Ich war damit total unglücklich, weil das alles so dahingeschlufft war. Also habe ich es sein lassen – und wir haben uns aufgelöst. Danach habe ich selber lange keine Musik mehr gemacht, sondern eher Konzerte veranstaltet.

Hat Campino eure neue Platte schon gehört?

Ja. Ich habe sie ihm im Auto vorgespielt – und er fand sie gut.

Hört sich prima an. Aber wie ehrlich ist denn seine Meinung als Freund?

Wir gehen jetzt nicht täglich zusammen in die Sauna, aber Campino ist sehr ehrlich. Wir waren das immer schon dem anderen gegenüber. Ich habe ihm gegenüber beispielsweise nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich seinen Song „Zehn kleine Jägermeister“ absolut schrecklich finde. Das weiß er. Als ich mal mit einem Kumpel, der den Song genauso wenig mag und der die Band auch gut kennt, beim DIE TOTEN HOSEN-Konzert in Köln war und Campino das Stück ankündigte, sagte er: „Jetzt kommt ein Song, bei dem ich weiß, dass zwei Freunde rausgehen werden. Opa, es wäre schön, wenn ihr hinterher wieder reinkommen würdet!“