Punk Art #8: Michael Hacker

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In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Michael Hacker.

Bitte stell dich vor.


Mein Name ist Michael Hacker und ich lebe derzeit in Wien und Berlin. Neben meiner Arbeit als Illustrator und Comiczeichner gestalte und drucke ich Gigposter für Bands wie QUEENS OF THE STONE AGE, MELVINS, FU MANCHU, KVELERTAK, RED FANG oder HIGH ON FIRE. Seit mir ein Freund vor über zwanzig Jahren im Keller „Persistence Of Time“ von ANTHRAX vorgespielt hat, komme ich nicht mehr von Metal und Punk weg.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?

Ich zeichne, seit ich denken kann. Meine ersten Plattencover habe ich für eine befreundete Garage-Punk-Band namens BATMAN AND ROBIN gestaltet. Mit Gigpostern bin ich zum ersten Mal durch die Lektüre von „Art of Modern Rock“ in Kontakt gekommen. Nach dem Besuch einer Ausstellung des Künstlerkollektivs Bongoût in Berlin entstand schließlich der Wunsch, auch selber Gigposter zu gestalten und zu drucken. Diesen Wunsch teilte ich mit vier Freunden und wir gründeten zusammen ein Künstlerkollektiv namens Atzgerei. 2005 richteten wir uns eine Siebdruckwerkstatt in einem verlassenen Fabrikgebäude ein am Rande Wiens– in Atzgersdorf. 2007 entstanden dann meine ersten Konzertposter für die MELVINS, FU MANCHU und SONIC YOUTH. Und seit meinem Studienabschluss 2009 bin ich als selbständiger Illustrator tätig.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?

Ich würde sagen, eine Mischung aus beiden. Ausgangspunkt für meine Arbeiten ist immer eine Bleistiftzeichnung, die ich klassisch mit Tusche auf Papier nachzeichne. Mir ist es wichtig, dass von meinen Arbeiten Originalzeichnungen existieren. Die Farben füge ich dann meistens digital hinzu. Bei meinen Siebdrucken zeichne ich die einzelnen Farbebenen oft auch auf separate Blätter, auf Transparentpapier, und verwende den Rechner dann nur noch für kleine Korrekturen.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?

Zeichnen war seit jeher sehr wichtig für mich und ich zeichne mehr oder weniger, solange ich mich erinnern kann. Erst im Laufe meines Studiums für Grafikdesign und Werbung an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und an der Kunsthochschule in Oslo hat das Ganze an Ernsthaftigkeit gewonnen. Illustration war zwar nur ein kleiner Teil meiner Ausbildung, aber mir wurde sehr schnell klar, dass ich diesen Weg einschlagen will. Heute bin ich in der glücklichen Lage, meinen Lebensunterhalt mit Illustrationen und Comics zu bestreiten.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?

Mein Zeichenstil und mein narrativer und humoristischer Zugang sind sehr stark von Comics geprägt. Deshalb sind auch die meisten meiner Lieblingskünstler Comiczeichner*innen. Wobei ich generell Künstler*innen bewundere, die sich einen unvergleichlichen Stil angeeignet haben. Nicht nur in visueller Hinsicht, sondern auch in puncto Storytelling. Jim Woodring, Mike Mignola oder Nicolas Mahler haben stilistisch nicht sehr viel miteinander zu tun, doch die jeweiligen Zeichnungen passen perfekt zu der Art der Geschichten, die sie transportieren.

Gibt es deine Kunst zu kaufen? Falls ja, in welcher Form – Originale oder Drucke? Wie und wo? Und was muss man dafür ausgeben?

Meine Siebdruckposter und Comics sind in meinem Webshop erhältlich. Oder man besucht mich an meinen Stand bei einer der Poster-Conventions, auf denen ich mehrmals im Jahr anzutreffen bin. In Wien gibt es einige meiner Drucke zudem im Rabbit Eye Movement Artspace und meine Comics unter anderem bei Pictopia, Bilderbox Vienna und Morawa. Die meisten Konzertplakate kosten anfangs um die 30 Euro, wenn ich nur noch wenige Exemplare übrig habe, werden sie etwas teurer.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?

Meine Gigposter entstehen immer offiziell in Absprache mit der jeweiligen Band beziehungsweise deren Management. Teilweise schreibe ich Bands an, die mir besonders gut gefallen, und schlage ihnen vor, ein Siebdruckposter zu machen. Oft werde ich auch selbst von Bands gefragt, vor allem wenn diese in Wien spielen.

Was ist mit Ausstellungen?

Seit 2008 reise ich regelmäßig zu sogenannten Flatstock Poster Conventions, unter anderem im Rahmen des SXSW in Austin, beim Pitchfork Music Festival in Chicago und beim Primavera Sound in Barcelona. Das nächste Mal bin ich – wie fast jedes Jahr – auf der Flatstock beim Reeperbahn Festival in Hamburg, welches immer Ende September stattfindet.

Was gibt dir deine Kunst emotional?

Auf jeden Fall bereitet mir das Zeichnen an sich viel Freude und ich achte bewusst darauf, dass das so bleibt und ich die Lust am Zeichnen nicht so schnell verliere. Und mir ist es wichtig, dass ich diese Freude auch weitergeben kann. Wenn ich sehe, dass Leute über meine Poster oder Comics herzhaft lachen können, genieße ich das sehr.