DRIP-FED

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In kleinen Dosen

Ende 2018 veröffentlichten DRIP-FED aus dem texanischen Austin via i.corrupt aus Köln ihr erstes (Mini-)Album, voll mit wütendem Hardcore, darauf „angepisster Screamo-Gesang“, wie es in der Ox-Rezension heißt. Bassist Nathan Helton beantwortete meine Fragen.

Wann, wer, wo, warum und wie?


Jeff, unser Sänger, zeigte mir einige Songs, an denen er gearbeitet hatte, und fragte mich, ob ich da nicht Bass spielen wolle. Ich war schon Fan von Jeffs früheren Bands und begeistert von der Idee, mit ihm an diesem Projekt zu arbeiten. Wir holten noch unseren Kumpel Ryan fürs Schlagzeug dazu und nahmen zu dritt unser erstes Demo und die fünf Songs von „Sickened Kind“ auf. Live spielte dann John Gitarre, damit sich Jeff auf den Gesang konzentrieren konnte. Danach stieß unser Schlagzeuger Young James zur Band hinzu und wir nahmen die EP „Under The Wave Blanket“ auf. Bei der Arbeit am ersten Album kam Jeff auf die Idee, Skiles zu bitten, ihm bei einigen Songs mit den Leadgitarrenriffs zu helfen. Kurz darauf hatte er den noch klügeren Einfall, Skiles einfach zu fragen, ob er nicht als festes Bandmitglied dabei sein wolle. Er lernte ein paar von den älteren Songs und von da an arbeiteten wir zu fünft an der Platte weiter. Wir haben alle vorher in Bands gespielt und mochten, was die anderen da jeweils machten, seit wir angefangen haben, hier in Austin Musik zu machen. Für mich steht DRIP-FED also für ein cooles Allstar-Team, zusammengesetzt aus lauter geschätzten Musikern und Freunden.

„Drip-Feeding“ ist ein Begriff mit sehr interessanten Bedeutungen. Mir gefällt zum Beispiel „etwas (Informationen) immer nur in kleinen Dosen abgeben“. Also was bekommen wir tröpfchenweise verklickert, wenn wir eure Musik und Texte hören?

„Drip-Fed“ war immer eine sehr gute Beschreibung für Jeffs Probleme mit seiner körperlichen und geistigen Gesundheit. Was deine Definition betrifft, denke ich, dass ein Hörer jeden Song der neuen Platte als eine eigene Dosis interpretieren könnte. Jeff hat eine interessante Art, Geschichten zu erzählen und verschiedene Themen anzufassen.

Im Ox wurde euer Album beschrieben mit „KVELERTAK ohne Black Metal“. Deine Meinung dazu?

Ich habe von dieser Band noch nie gehört. Um nicht ein paar Fans bei euch drüben zu verärgern, möchte ich das lieber nicht kommentieren. Ich kann aber unterschreiben, dass es in unserem Sound keinen Black Metal gibt.

Siehst du dich in einer bestimmten texanischen Musiktradition? Und welche Bands, welche Alben wären das?

Ich denke, wir passen auf eine lange Liste guter texanischer Punk- und Hardcore-Bands wie IMPALERS, WICCANS, ONE AGAINST MANY, TOTAL ABUSE, MAMMOTH GRINDER und so weiter. Ich habe immer zu diesen Bands aufgeschaut und versuchte, ähnlich coole Musik zu machen.

Soweit ich weiß, war Austin viele Jahre lang eine Art texanische „Oase der Subkultur“, aber mittlerweile scheint die Stadt dem großen Geld und der Gentrifizierung zum Opfer zu fallen.

Es ist nicht schwer, als Band in Austin zu überleben. Aber es stimmt schon, viele unserer Lieblingsclubs mussten sich mit höheren Mieten, neuem Manager etc. herumschlagen und und haben dichtgemacht. Aber ich denke, hauptsächlich kommen die Schwierigkeiten, die wir mit DRIP-FED haben, daher, dass wir keine bescheuerte angesagte Mucke spielen. Wir schreien und grölen, spielen schnell und laut und sprechen damit nur eine ausgewählte Gruppe von Fans an. Niemand kauft unsere Platten. Wir buchen alle unsere Shows selbst und sind keine Social-Media-Könige. Verdammt, wir bekommen nicht einmal viel Zuspruch aus der Punk-Szene in Austin. Aber wir sind eine echt gute Band, bestehend aus Musikern, die aus den richtigen Gründen dabei sind. Wir sind auch eine tolle Live-Band.

Brad Boatright von AudioSiege in Portland hat eure Platte gemastert. Was macht, weiß und versteht er besser?

Wir sind an Brad durch Keith Hernandez gekommen, den Tontechniker und Mischer unserer letzten beiden Veröffentlichungen. Er schickt viele seiner Projekte fürs Mastering zu Brad. Er ist an vielen Platten beteiligt, die wir mögen, also finden wir es spitze, dass er nun auch an einigen von uns mitgearbeitet hat. Brad ist schnell, er ist interessiert und weiß ganz genau, wie ein DRIP-FED-Album gemastert werden muss.