MCLUSKY

Hart, aber fair

Aus Wales, genauer gesagt Cardiff, kommen McLUSKY. Drei junge Burschen, die auf ihrem ersten Longplayer „McLUSKY Do Dallas“ Noise mit Punk verkochen und bereits jetzt mächtig Staub aufgewirbelt haben. Wie sich die Arbeit mit Steve Albini gestaltet hat, wer Mrs. McLUSKY ist und ob sie wirklich einen an der Klatsche haben, erzählte uns Sänger und Gitarrist Andy Falkous.

Wenn ich mir eure Platte anhöre, muss ich wegen des kranken Geschreis und der gestörten Klänge zwangsläufig davon ausgehen, es mit drei Psychos zu tun zu haben. Ist da was dran?


Nee, haha. Wir sind richtig nette Jungs. Vielleicht machen wir ein bisschen kranke Musik, aber darüber hinaus sind wir doch sehr umgänglich. Ich bin eigentlich ziemlich ruhig, Jon ist zugegebenermaßen ein wenig exzentrisch, und Matt, ja Matt ist halt Schlagzeuger. Die sind wohl auf der ganzen Welt gleich. Sicher ist da auch etwas von unserer Persönlichkeit in der Platte, aber wenn ich reden würde, wie ich singe, würde ich wohl nie wieder die Sonne sehen, haha

Ich trau mich das kaum zu fragen, aber wer ist die Person McLusky? Gibt es die?

Das kommt von einer britischen Fernsehserie. Grange Hill heißt die und handelt von einer Schule, deren Direktorin den Namen McLusky trägt. Mrs. McLusky. Vom Typ her hart, aber fair. Die meisten in meinem Alter können sich daran noch prima erinnern, denn es war ziemlich schlecht und ziemlich lustig.

Seid ihr mit der Schublade Noise-Rock einverstanden?

Ja, auf jeden Fall. Es passt, und es ist nicht Punk.

Habt ihr denn ein Problem mit Punk?

Nicht mit den Ideen, aber mit vielem, was als Punk präsentiert wird. Für viele ist das ein so wertvoller Begriff, und eigentlich ist die Bedeutung des Wortes doch die, dass es alles andere als ein wertvoller Begriff sein sollte. Wir hatten viel Ärger mit Leuten, die meinten, wir seien Punk oder auch nicht. Viele werden da so furchtbar emotional, wenn es um den Begriff geht. Für mich ist das bloß ein Wort. Mit Noise-Rock bin ich sehr einverstanden.

In Artikeln und Rezensionen tauchen auch immer die PIXIES als Verweis auf. Habt ihr dafür Verständnis?

Ja schon, das ist die Musik, auf die wir uns alle einigen können. Ich denke aber, es ist meine Stimme, und nicht so sehr alles andere, was daran erinnert. Die PIXIES sind eine klasse Band, aber ich denke nicht, dass wir so stark von ihnen beeinflusst wurden. Überhaupt spielen wir jetzt schon so lange zusammen, dass wir uns wohl mehr selbst beeinflusst haben, als bloß die Quintessenz unserer Plattensammlungen darzustellen.

Wie ist es denn jetzt auf Too Pure? Machen die nicht mehr auf der Indie-Elektro-Schiene? Habt ihr Probleme, da rein zu finden?

Früher haben die auch P.J. Harvey veröffentlicht, aber mittlerweile haben sie, das muss ich wohl zugeben, einen sehr ‘englischen’ Touch. Aber auch das ändert sich gerade, und wir spiegeln das wohl wieder, auch wenn ich nicht denke, dass sie uns nur als Teil eines Masterplans gesignt haben. Aber sie sind ein klasse Label. In den letzten anderthalb Jahren haben sie eine Menge Geld in uns gesteckt und nicht einmal versucht, sich einzumischen.

Was für eine Meinung habt ihr eigentlich von eurem eigenen Schaffen? Was denkt ihr, wenn die Leute jetzt vorbeikommen und erzählen, dass diese Platte so ziemlich das Aufregendste seit langem ist?

Du meinst, ob wir uns dabei überbewertet finden?! Naja, wir machen, was wir selber hören wollen. Es gefällt uns ja selber, deshalb würde ich nein sagen, aber die Tatsache, dass du mich jetzt gerade interviewst, ist doch immer noch sehr neu und befremdlich und keinesfalls selbstverständlich für uns. In Deutschland läuft es ja, soweit ich das beurteilen kann, gut an.

Erzähl mir doch bitte kurz, wie ihr dazu kamt, mit Steve Albini aufzunehmen und wie sich das gestaltet hat?

Too Pure haben ihm eine Kopie von unserem ersten Album geschickt und es hat ihm gefallen. Er ist wirklich nett und er weiß, was er da tut, auch wenn er kein wirkliches Geheimnis hat. Viele Leute reden über das Positionieren von Mikros und dergleichen, eigentlich schafft er jedoch einfach eine angenehme und ruhige Arbeitsatmosphäre.

Irgendjemand hat mal gesagt, er würde nichts singen, was er nicht auch seiner Mutter vorsingen würde. Davon haltet ihr ja, wenn ich mir Zeilen wie „I’m aching from fucking to much“ oder „All your friends are cunts“ anschaue, gar nichts, oder?

Haha. Tja, das stimmt wohl. Ich habe das Album allerdings auch meiner Mutter vorgespielt. Die hat mir dann verständlicherweise nicht gerade zu den Texten gratuliert, da ist sie doch eher altmodisch. Fluchen ist für sie Ausdruck eines schlechten Geistes, aber für eine neue Generation akzeptiert sie, dass das wohl einfach die Art ist, wie wir reden. Ich finde das ehrlich lustig, wenn sich Leute darüber aufregen, aber das ist bestimmt nicht unsere Intention. Das wäre dann doch ein bisschen billig.

Im kompletten Artwork und auch auf der Vorabsingle sind nirgendwo richtige Gesichter von euch zu sehen. War das beabsichtigt?

Haha, nee. Darüber haben wir uns nicht wirklich Gedanken gemacht. Ich glaub aber auch nicht, dass ich ein so schöner Mensch bin, dass sich das lohnen würde. Matt wäre daran vielleicht eher interessiert. Aber im Video zu ‚To Hell With Good Intentions‘ kann man uns sehen. Also, wir wollten uns bestimmt nicht verstecken oder irgendwie mysteriös machen, aber wir wollten auch niemandem unsere Gesichter aufzwängen.