Foto

HOLGER CZUKAY

Cinema

Wenn international bekannte Stars wie David Bowie kurz nach ihrem Ableben mit Wiederveröffentlichungen und Compilations „geehrt“ werden, handelt es sich in der Regel um Leichenfledderei. Im Fall des CAN-Gründungsmitglieds Holger Czukay, der im September 2017 verstarb (damit ist von der ursprünglichen Besetzung nur noch Irmin Schmidt am Leben), darf man eher von einer Würdigung sprechen, zumal es von ihm bisher auch noch keine Werkschau gab und seine Musik nie auf den schnellen kommerziellen Erfolg schielte.

Allerdings erschienen bei Grönland in letzten Jahren bereits einige Czukay-Platten als Neuauflage: „On The Way To The Peak Of Normal“ von 1981 (nur auf Vinyl), „Movies“ von 1979 und eine etwas eigenartige Kopplung der Alben „Der Osten ist rot“ (1984) und „Rome Remains Rome“ (1987).

Die aktuell auf CD und Vinyl erschienene Box „Cinema“ arbeitet nun Czukays Schaffen deutlich umfassender auf, beginnend bei seiner Zusammenarbeit mit Rolf Dammers von 1969 auf „Canaxis“. Eigenartigerweise klafft auf „Cinema“ aber zwischen 1991 und 2008 eine ziemlich große Lücke, wodurch etwa Czukay-Alben wie „Moving Pictures“ (1993), „Good Morning Story“ (1999) oder „La Luna“ (2000) nicht berücksichtigt wurden, wahrscheinlich aus banalen lizenzrechtlichen Gründen.

Aber auch so bietet „Cinema“ noch genügend Anschauungsmaterial, um einen Einblick in Czukays teils brillante spitzbübische Experimentierlust und seinen Hang zu dadaistischem Pop-Nonsens zu bekommen, abseits stereotyper Vorstellungen von Krautrock.

Als Bonus gibt es hier auf DVD noch den TV-Film „Krieg der Töne“ von 1988 mit Czukay in der Hauptrolle.