SEPTIC TANK

Rotting Civilisation

Der Name Lee Dorrian ist untrennbar mit der britischen Doom-Metal-Legende CATHEDRAL verbunden, deren Frontmann Dorrian von der Gründung 1989 bis zur Auflösung 2013 war. Lees musikalische Wurzeln liegen aber im Punk und Hardcore.

1968 geboren, machte er in den Achtzigern das Fanzine Committed Suidice, veranstaltete Konzerte – und wurde 1987 Sänger von NAPALM DEATH, nahm mit denen eineinhalb Alben auf – die eine Seite von „Scum“ sowie „From Enslavement To Obliteration“, bis er 1989 desillusioniert von deren Entwicklung ausstieg.

Schon im Jahr zuvor hatte er mit Rise Above sein eigenes Label gegründet, das er bis heute betreibt. Dort erschien 2015 das erste Album von WITH THE DEAD: er singt, Tim Bagshaw (ELECTRIC WIZARD) spielt Gitarre, Leo Smee (ex-CATHEDRAL) Bass und Alex Thomas (ex-BOLT THROWER) ist der Drummer.

Sein aktuellstes musikalisches Projekt (genau genommen die Wiederbelebung einer Idee aus den Neunzigern) sind jedoch SEPTIC TANK, deren Album „Rotting Civilisation“ einen starken Kontrast zu CATHEDRAL und WITH THE DEAD darstellt, vielmehr eine Rückkehr zum Hardcore der Achtziger ist.

SEPTIC TANK waren zunächst nichts weiter als ein kurzlebiges CATHEDRAL-Nebenprojekt, das 1994 begann (mit Dorrian, Garry Jennings an der Gitarre, Scott Carlson am Bass und am Schlagzeug Barry Stern, der früher bei ZOETROPE und TROUBLE war), 2013 ein kurzes Revival erlebte, auf das wieder Stille folgte – und nun plötzlich, 24 Jahre später kommt ein Album in (fast) der alten Besetzung, Jaime Gomez Arellano ersetzt den verstorbenen Stern.

Das Ergebnis ist für mich schon jetzt eine der mitreißendsten Hardcore-Scheiben des Jahres: 18 knackig kurze Songs ballern mir um die Ohren, die auf jene Bands zurückgehen, die einst in der Nacht der Bandgründung auf den Plattenspieler kamen: CRUDE SS, WRETCHED, MELLAKKA, BANNLYST, ANTI-CIMEX, S.O.D.

Bleibt zu hoffen, dass die Band diesmal langlebiger ist und vor allem auf Tour kommt.