LEICHEN UNTER BRENNENDER SONNE

Mit den Filmen „Amer“ von 2009 und „Der Tod weint rote Tränen“ von 2013 hatte das französische Regie-Duo Hélène Cattet und Bruno Forzani eine schöne Hommage an das italienische Giallo-Genre der 1960er und 1970er Jahre geschaffen.

Konventionelle Erzählstrukturen durfte man dabei aber nicht erwarten, denn Cattet und Forzani waren mehr an kunstvoll arrangierten, surrealen Bildern voll rätselhafter Symbolik und unterschwelliger erotischer Spannung interessiert.

Vor allem „Der Tod weint rote Tränen“ wurde durch diese exzessive Bilderflut zu einem regelrecht sinnlich erfahrbaren Filmerlebnis, auch wenn das viele Leute vielleicht für prätentiösen Kunstfilmmurks ohne sittlichen Nährwert hielten.

In ihrem neuen Film „Leichen unter brennender Sonne“ haben sich Cattet und Forzani dem 1971 veröffentlichten Erstlingswerk „Laissez bronzer les cadavres!“ (auf deutsch als „Lasst die Kadaver bräunen!“ erschienen) des französischen Krimiautors Jean-Patrick Manchette angenommen, dessen Drehbücher und Romane als Vorlage für zahlreiche Filme dienten.

In Manchettes Geschichte geht es um eine exzentrische Malerin, die in ihrem halbverfallenen Anwesen in Südfrankreich neben Künstlerfreunden auch drei Gangster beherbergt, die kürzlich in der Nähe einen Geldtransporter überfallen hatten.

Als zwei Polizisten dort auftauchen, entwickelt sich eine exzessive stundenlange Schießerei ... Cattet und Forzani haben diese recht geradlinige Story auf beeindruckende und faszinierende Weise völlig zerlegt und neu zusammengesetzt, so dass der Film mehr einem abstrakten Puzzle aus extremen Nahaufnahmen und Zeitsprüngen gleicht.

„Laissez Bronzer Les Cadavres“ ist ein fetischistischer und hyperaktiver visueller Rausch, dem man nicht so leicht folgen kann, und bei dem erneut sehr effektiv Originalmusik von Ennio Morricone zum Einsatz kam.