Foto

SWANS

Soundtracks For The Blind / Die Tür ist zu

Ein Déjà-vu: 1996 wurde von Michael Gira das Ende der SWANS proklamiert, „Soundtracks For The Blind“ sollte das letzte Album der Band sein. Und so kam es dann auch, das Doppelalbum war der letzte Longplayer der New Yorker Band, die damals noch das gemeinsame Werk von Michael Gira und Jarboe war.

Nur in Deutschland erschien damals die „Die Tür ist zu“-EP (deshalb der Titel), und das Live-Album „Swans Are Dead“ war 1998 nur noch ein Nachruf. 2010 hatte Gira es sich dann anders überlegt, die SWANS (ohne Jarboe) wiederbelebt – und nach einigen fulminanten Jahren, einer zweiten Jugend gewissermaßen, mit Ankündigung und nach dem letzten Album „The Glowing Man“ (2016) in der bisherigen Form 2018 erneut beerdigt.

Somit hatte er Zeit, sich der Aufbereitung und Neuveröffentlichung der alten Releases zu widmen, und nach dem von „The Great Annihilator / Drainland“ (1994/2017) war nun das damalige (und einstweilige) Abschiedsalbum „Soundtracks For The Blind“ an der Reihe, das in einer aufwändigen Vinyledition sowie als Triple-CD erhältlich ist, deren mit erhabenen Lettern verziertes Cover in seiner Papp-Anmutung die damalige Verpackung zitiert und sogar das mittlerweile vielgeschmähte CD-Format wertig wirken lässt.

SWANS, wenn man sich die damalige Zeit mal in Erinnerung ruft, müssen seinerzeit wie ein Relikt gewirkt haben: Die Musikwelt taumelte zwischen Crossover-Müll, Grunge-Nachwehen und Britpop, und dazwischen mit einem völlig anderen, das düstere Avantgarde-Künstler-New York der Achtziger nachhallen lassenden Sound Gira und Jarboe.

Alternative Rock war hieran gar nichts, lange, hallige Kompositionen nahmen vorweg, was zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre später wieder geschätzt wurde, damals aber im Kontext einfach nur seltsam gewirkt haben muss.

Ich hätte Gira mal fragen müssen, ob so ein gewisses Gefühl von Unverstandenheit zum 1997er Abschied der Band führte. Avantgarde erkennt man aber daran, dass das in diesem Geiste Geschaffene im Nachhinein zeitlos wirkt, und genau das ist hier der Fall.

Mittlerweile ist man solch konzeptionelle Musik zwischen Drones und Fieldrecordings und Klangschleifen und Reminiszenzen an „normale“ Rockmusik (wieder) gewöhnt, und entsprechend zeitgemäß wirken diese neu aufgelegten Aufnahmen auch.

Linernotes wären schön gewesen ...