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HOMOPUNK HISTORY

Philipp Meinert

Fragen zu Gender, Diversity und Sexualität werden in der einschlägigen Sachliteratur zum Punk zumeist als randständige Themen verhandelt oder vollkommen ausgeklammert. Mit seiner leicht lesbaren populärwissenschaftlichen Pionierarbeit legt der Soziologe und Punkrock-bewegte Philipp Meinert erstmalig eine systematische Darstellung der Geschichte des Homopunk im deutsch-amerikanisch-englischen Vergleich im Zeitraum von den späten Sechziger Jahren bis in die Gegenwart vor.

Neben einer gut informierten und plausibel periodisierten Einführung in die Ideen-, Sozial- und Kulturgeschichte des Homopunk – den Begriff fasst Meinert mit dem Einschluss von LGBTIQ*-Personen zu Recht bewusst weit – bietet das Buch zugleich eine fundierte Einführung in die Geschichte von Punk im Allgemeinen.

Meinert ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Meistererzählung gelungen, die viele bisher lose Fäden überzeugend zusammenführt. Die freilich subjektive Erzählung basiert auf der Auswertung von umfangreicher Literatur (Bücher, Fanzines, Songtexte) und zahlreichen hochspannenden Interviews, die Meinert mit Aktivist*innen führte.

Ausführlich zu Wort kommen u.a. Danny Fields, Jayne County, Bertie Marshall, Wolfgang Müller, Siobhan Fahey, Mike Bullshit, Bruce LaBruce, Lynn Breedlove, Martin Sorrondeguy, Vaginal Crème Davis und Alex Tsitsigias.

Die hierbei entstehenden Band-Biografien und (Sub-)Genre-Darstellungen verdeutlichen, dass trotz der festgestellten gegenwärtigen allgemeinen Akzeptanz nicht heteronormativer Lebensvorstellungen in der Punk-Szene, sexuelle Diskriminierung und Homophobie noch nicht überwunden sind.