ANIBAL 5

Alejandro Jodorowsky, Georges Bess

Der Superheld, das unbekannte Wesen. In diesem Fall ein physisch sehr präsenter und noch potenterer Cyborg namens Anibal 5, vor dessen Gimmicks James Bond-Tüftler Q ehrfürchtig niedergekniet wäre. Mikrokameras am Sehnerv, Funkempfänger in der Ohrmuschel, Mikrosender und -empfänger im Kehlkopf, flexible Kanone in den Armen, ätzende Schweißdrüsen an den Füßen, ein per Fußknöchel aktivierbares magnetisches Schutzschild, Napalmbehälter im linken Hoden, alles Anibal 5-Standard und von der Schaltzentrale im Raumschiff um Sir Pinker Typer voll steuerbar.

Ein schlagkräftiges Muskelpaket im Wert von 350 Millionen. Das zu bekämpfende Böse besteht nahezu aus weiblichen Wesen, die Anibal 5 – der seine Energie im Übrigen aus dem Geschlechtsverkehr mit allzeit willigen Sexbots während gedehnter Einsatzpausen bezieht – mit seinen körperlichen Vorzügen gekonnt bezirzt, um sie anschließend auf ewig auszulöschen.

Für diese Zusammenarbeit der befreundeten Jodorowsky und Bess („Son Of A Gun“) gibt es wahlweise zwei Lesarten: Die einen sehen darin eine grandiose Parodie diverser Genres von Superheld bis Androiden-Sci-Fi, die anderen eine scheinheilige Umsetzung schlüpfriger Altmännerfantasien.

Folglich lässt sich beispielsweise die Episode des im Körper eines Tigerweibchens von männlichen Artgenossen vergewaltigten Cyborgs auch als pseudokritisches Alibi-Zwischenspiel auslegen.

Klar ist: Hier gibt es unendlich viele Muskeln, Barbiekörper mit prallen Rundungen, primäre und sekundäre Geschlechtsorgane und reichlich softpornografische Orgien zu sehen. Und ganz nebenbei auch noch psychedelisch eingefärbte Weltraum-, Kampf- und Actionszenen.

„Nemesis“ trifft Russ Meyer. Pulp eben. Wer’s mag ...