JUCIFER

If Thine Enemy Hunger CD

Ich hasse es, wenn ich feststellen muss, zu spät zu kommen oder irgendwas nicht mitzukriegen. Und in meiner Tätigkeit als Schreiberling hasse ich das noch viel mehr! Noch schwerer machen es mir da Bands, die nicht nur ohne mein Wissen schon seit Jahren existieren und musizieren, sondern zu allem Überfluss auch noch absolut unkategorisierbar sind.

Jüngstes Beispiel sind JUCIFER, ein Duo aus Athens, Georgia. Die haben nicht nur seit 1993 unzählige Singles und Alben aufgenommen, die ich nicht kenne, (unter anderem für Capricorn und Velocette) nein, sie sträuben sich auch gegen jegliche Einordnung in gängige Schubladen.

Da klingen die ersten beiden Songs auf "If Thine Enemy Hunger" nach fiesem Doom an der Grenze zum Drone, dann klingt es auf einmal nach vertracktem, noisigem Rock, dann erinnert mich ein Song - ich werde mir nie verzeihen, das jetzt zu von mir zu geben - an die von mir überaus verachteten WHITE STRIPES, die nächsten wecken Erinnerungen an längst vergangene Riot Grrl-Zeiten oder gar an PORTISHEAD.

Dennoch wirkt hier nichts zerfahren, sondern wie aus einem Guss und allen Songs gemein ist ein wunderbar effektiver Minimalismus, eine einlullende Monotonie innerhalb jedes Songs und der grandiose Gesang von Sängerin und Gitarristin Amber Valentine, die dir verführerisch ins Ohr säuselt, dich aber auch zu einem winselnden Häufchen Elend zusammenschreien kann.

Letzteres zum Glück ohne jegliche Hysterie und mit einer unglaublichen Energie. Auch wunderschönen Melodien wird hier viel Platz eingeräumt, mal verpackt in brachiale Gitarrenwände, und mal ganz fragil, schüchtern und nur mit Akustikgitarre vorgetragen.

Wie JUCIFER - neben Amber ist da noch Ehemann und Schlagzeuger Edgar Livengood - zu Relapse gelangt sind, mag eigenartig erscheinen, aber erstens öffnen sich Relapse musikalisch in letzter Zeit immer mehr und zweitens ist das auch völlig scheißegal.

"If Thine Enemy Hunger" ist eine unglaublich großartige Hammerplatte! Da verzeihe ich JUCIFER auch, dass sie erst so spät in mein Bewusstsein getreten sind. (9)