BLACK LIPS

200 Million Thousand

Irgendwie haben sie das Timing nicht raus: Erst das Album, dann die Tour, so lautet die alte Business-Regel. Doch als die BLACK LIPS im Februar mal wieder auf Tour waren, war das Album noch gar nicht erschienen.

Egal, ich habe sie mir erspart, denn auf der letzten Tour langweilten sie enorm. Keine Ahnung, wo sie ihr Feuer gelassen haben, aber zündender Rock'n'Roll war das an jenem Abend vor einem Jahr in Köln nicht.

Entsprechend war ich auch nur mäßig gespannt auf das neue Album, das leider erneut über den Label-Appendix des Werbeblättchens Vice erschienen ist und die BLACK LIPS noch psychedelischer zeigt als bisher.

Klar, solche Psych-Songs hatten sie schon immer, aber da waren auch noch die wilden Teen-Punk-Thrasher, die einher gingen mit wildesten Bühnensauereien und den Ruf der Band begründeten. Innerhalb kürzester Zeit ist man jetzt also erwachsen geworden, schleppt sich im Zeitlupen-Tempo durch plüschige Nummer, die offenkundig in Ehrerbietung vor VELVET UNDERGROUND und ROLLING STONES geschrieben wurde - hätte ich Vinyl vorliegen, ich würde von 33 auf 45 umschalten, ganz egal, ob das so gedacht ist oder nicht.

Könnte aber auch sein, dass die Band sich für die Aufnahmen in einer Altenpflegeschule mit diesen Spezialjacken eingedeckt hat, die jungen Menschen das Gefühl vermitteln, wie es ist, alt zu sein, alles nur noch beschwerlich im Schneckentempo erledigen zu können ...

Dennoch: Ganz falsch ist diese Schmuse-Scheibe nicht, nur etwas gewöhnungsbedürftig.