PALMS

s/t

Ich denke, jeder kennt diese Platten, bei denen man auch nach mehrmaligem Hören dasitzt und einfach nicht weiß, was man davon halten soll. Scheiben, an denen es eigentlich nichts Gravierendes zu bemängeln gibt, die einen aber auch zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Weise mitreißen.

Da stellt sich mir die Frage, ist für dich so ein Album dann trotzdem noch gut, auch ohne richtigen Zugang, oder zieht es eben diese Tatsache ins Mittelmaß? Eine Frage, die ich mir bei „Palms“ einmal mehr gestellt habe.

Besser wird die Sache sicher nicht, wenn man weiß, dass hinter PALMS mit Jeff Caxide, Aaron Harris und Bryant Clifford Meyer drei Mitglieder der 2010 aufgelösten ISIS sowie DEFTONES-Fronter Chino Moreno stecken, womit zum einen unvermeidlich bestimmte Erwartungen verbunden sind und zum anderen die ebenso unvermeidlich große Anzahl von ISIS- und/oder DEFTONES-Fans und wohlmeinenden Kritikern, die in jedem Ton dieses Debüts nach dem Genie ihrer Lieblingsmusiker suchen.

Tja, wer suchet, der findet – zunächst aber erst mal einen Verweis auf die gegenwärtigen musikalischen Interessen der Beteiligten. Vorausgesetzt, man ist mit Jeffs Ambientprojekt CRONE, Aarons Produzententätigkeit für selbiges und anderen Bands wie PELICAN vertraut, hat schon einmal Cliffs Synthesizer-Krautrock-Spielwiese TAIGA besucht oder Chinos Electronic-Rock-Band CROSSES gehört, denn in der Musik von „Palms“, zu der Moreno nachträglich Gesang und Texte beigesteuert hat, kann man viele der aktuellen Vorlieben der vier Mitt- beziehungsweise Enddreißiger wiederfinden.

Ruhige ISIS-Momente verbinden sich mit Ambient und sachter Elektronik zu sechs überlangen und verträumten Songs, denen ISIS-Fan Chino in gewohnt kryptisch-poetischer Manier und mit unverkennbarer Stimme seinen eigenen Stempel aufdrückt.

Die Aufnahmen und die stimmige Produktion haben Cliff und Aaron übernommen und jeden Soundaspekt, wie Jeffs punktgenaues Bassspiel, sauber herausgearbeitet. Die Songs selbst sind konstant zurückhaltend.

Leider führt ein gewisser Mangel an fokussiertem Songwriting zu etlichen Längen und Leerlauf, denn es gibt diverse Songpassagen, die bei anderen Platten eher die Funktion von Intros, Outros oder Zwischenspielen innehätten.

Vieles wirkt vage, den Songs fehlt eine ausgereifte Identität und einzelne Abschnitte könnte man problemlos miteinander vertauschen. Textzeilen und Melodien setzten sich selten über den Moment des Hörens hinaus fest, noch seltener kommt die Band mal auf den Punkt.

„Palms“ fehlt es an Abwechslung, Kontrasten und generell einem roten Faden. Sicherlich, vielleicht soll das Album gerade durch seine unbestimmte, einlullende, leicht süßliche Art eine dichte traumartige Atmosphäre erzeugen.

Zumindest ich schweife aber immer wieder, trotz gegenteiligem Vorsatz, nach einiger Zeit ab. Das vielfach bemühte Kopfkino bleibt geschlossen. Leider bleibt „Palms“ so auch nach dem x-ten Hören weit von der Qualität von ISIS und auch DEFTONES entfernt.

Das Album läuft einfach angenehm durch und ich komme zu dem Schluss, dass „Palms“ einfach okay ist – ohne Höhen und ohne Tiefen.