FUTURE PRIMITIVES

Into The Primitive

Was die FUTURE PRIMITIVES so bemerkenswert macht, lässt sich kaum in seinen Einzelheiten festhalten. Wahrscheinlich weil sie den Eindruck vermitteln, auf einen obskuren Dachbodenfund von ’66er Aufnahmen aus der Unterkellerung einer Northwest-Garage gestoßen zu sein.

Ausschlaggebend sind auch der karge, echogeladene Klang, der bei den FUTURE PRIMITIVES in analoger Eigenproduktion entsteht (spärliche Mikrofonaufstellung ist ihr Kniff) und die simplen, aber kompakten Arrangements, die selbst Billy Childish in MILKSHAKES-Höchstform so nicht hätte zusammenklöppeln können.

Vor allem ist es aber ihr hochenergetisches Sound-Sammelsurium aus Instro/Surf-Wahnsinn, eigenbrötlerischer Psych-Introvertiertheit, Sixties Teenpunk und Greaser-Rock, das sich einem wie ein entsicherter Revolver auf die Brust setzt und kaum Luft holen lässt in Anbetracht seines überpitchten Jingle-Jangle Feedback-Fuzz-Radaus, gegen den ein Laubsauger harmlos wirkt.

Ließ schon ihr letztjähriges Debütalbum „This Here’s ...“ auf Groovie Records Großes erahnen, setzte „Songs We Taught Ourselves“ (Dangerhouse Skylab/Casbah Records) vor einigen Monaten einen drauf und zeigte eindrucksvoll, zu welchen LoFi-Abgründen (Neo-)Sixties-Standards, die per se schon nicht mit einer High-End-Qualität gesegnet sind, nach Verarztung durch die Kapstädter Cavemen fähig sind.

Ein gelungenes Cover weist dem Original einen Mangel an Raffinesse nach und unter dieser Prämisse lässt „Songs We Taught Ourselves“ die attackierten Klassiker alt aussehen. Man stelle sich eine Mischung aus Roky Erickson und SWAMP RATS, aus THE NEW DAWN und BFTG-Nichtsnutzen vor, um eine ungefähre Idee zu bekommen, auf welchen Feldern die FUTURE PRIMITIVES roden.

Auf „Into The Primitive“ treiben sie ihre Handwerkskunst nun auf die Spitze, vereinen Acid Boogie und Pagan Beat mit wunderbaren Psych-Fragmenten und einer eigenwilligen Radio-Kompabilität.

Diese Pop-Momente sind ein Novum in ihrem Sound, ebenso wie die nun zahlreicher auftretenden Fifties-Backlashes. Gerade weil ihre stilistische Aufstellung so unbegrenzt erscheint, ist es erstaunlich, wie versiert sie diese auf einen Sound runterbrechen, auf dieses hypnotische, klirrende Vibrato-Geheul mit düsterem Tonfall.

Als Mitgift gibt es Hooks galore und eine manische Gesangsstimme, die sich perfekt um den Gitarrenreverb windet. Ihre Songs sind einfach, aber gut, deren Umsetzung etwas, das einem in dieser Art noch nie auf den Plattenteller gekommen ist, und in seiner Gesamtheit ist „Into The Primitive“ von der ersten bis zur letzten Sekunde ein absoluter Ripper, tanzbar und wild, energiegeladen, aber mit Sinn für Details.

Für dieses Primitive Punk-Massaker aus zwölf Eigenkomposition und einem Cover zu „For she“ der oben erwähnten Medway-Legenden geht die volle Punktzahl – abzüglich eines Sicherheitsabstandes zu dem, was die FUTURE PRIMITIVES in Zukunft noch anbieten werden – nach Kapstadt und ein Dank für das Verbreiten der guten Botschaft an Voodoo Rhythm und Groovie Records, Partners in Crime bei diesem Release.