MINISTRY

The Mind Is A Terrible Thing To Taste

MINISTRY sollte Ende der Achtziger das heiße, neue Ding sein, wollten mir Freunde 1989 erzählen, „The Mind Is A Terrible Thing To Taste“ war gerade erschienen, das vierte Album von Al Jourgensen und Co.

Ich konnte das nicht glauben, hatte ich doch aus meiner finsteren Teenie-Zeit eine Platte im Schrank stehen, von einer Band, die sich ebenfalls MINISTRY nannte, aber schrecklichen Achtziger-Synthiepop machte.

Und siehe da, es handelte sich tatsächlich um die gleiche Band, die in der Tat stilistisch eine 180-Grad-Wende hingelegt hatte: nach den schrecklichen Anfängen hatten sich MINISTRY schon mit „Twitch“ (1986) vom Teenie-Pop abgewandt und begonnen, „undergroundige“ elektronische Erwachsenenmusik zu machen, was sich 1988 mit „The Land Of Rape And Honey“ und dem Einstieg von Paul Barker fortsetzte – erstmals war hier die Band erkennbar, die 1991 mit dem epochalen „Jesus built my hotrod“ (eine Zusammenarbeit mit Gibby Haynes von den BUTTHOLE SURFERS) und dem „Psalm 69“-Album (1992) einen Höhepunkt erreichte.

Dazwischen lag erwähntes „The Mind Is A Terrible Thing To Taste“-Album, das eine Vorwegnahme seines Nachfolgers war, nur noch nicht ganz so ausgereift. Jourgensen und Barker hatten die für MINISTRY so typische Mischung aus Elementen von Metal, Goth, Industrial, EBM und Punk nahezu perfektioniert, eine ganz eigene Klangfarbe geschaffen, deren Qualität sich daran bemessen lässt, dass das Album heute noch „gegenwärtig“ klingt und man, im Gegensatz zu vielen anderen Releases mit mehr als 25 Jahren auf dem Buckel, nicht den Eindruck hat, hier historischen Aufnahmen zu lauschen.

Besser als auf „The Mind ...“ und „Psalm 69“ waren MINISTRY nie wieder. Ein Klassiker in hochwertiger Music On Vinyl-Ausstattung.