BROTHERHOOD

Till Death ...

Die Straight Edge-Landkarte der USA der zweiten Hälfte der Achtziger hat sehr viele, sehr dicke rote Punkte in Südkalifornien sowie in New York und Umgebung. Über das Land verteilt finden sich dann noch ein paar andere kleine rote Punkte, und einer davon klebt unter dem Namen der Nordwestküstenmetropole Seattle.

Zu einer Zeit, als dort scheinbar alle schon Flanellhemden trugen und garagigen Rock spielten, der später unter dem Namen „Grunge“ zum Hype wurde, gab es dort auch ein paar Kids, die auf Hardcore standen.

Zu denen zählten ein gewisser Greg Anderson (Gitarre, später unter anderem ENGINE KID, GOATSNAKE und SUNN O))) sowie bis heute Chef von Southern Lord Recordings) und Nate Mandel (Bass, später unter anderem SUNNY DAY REAL ESTATE, heute FOO FIGHTERS), Victor Hart trommelte, Ron Guardipee sang.

1989 veröffentlichten BROTHERHOOD auf Crucial Response Records aus Duisburg (bis heute eines der weltweit dienstältesten Straight Edge-Label) die LP „Words Run ... As Thick As Blood!“, eine Zusammenstellung diverser Tracks: einige stammen vom „Brotherhood Of Friends“-Demo, andere von der „No Tolerance“-7“, weitere von einem Thrasher-Tapesammpler sowie einer vom „Generation Of Hope“-7“-Sampler.

Aufgenommen wurden all diese Songs bereits im November 1988. Greg Anderson hat genau diese „Words Run ...“-Zusammenstellung in einer von Brad Boatright neu gemasterten Version unter dem neuen Titel „ Till Death ...“ auf Southern Lord neu aufgelegt.

Keine Ahnung, warum der neue Titel trotz identischen Inhalts für nötig gehalten wurde – wer die alte Version besitzt, hat so keinen echten Anreiz, hier zuzuschlagen. Ansonsten gibt es nichts auszusetzen: die Ausstattung ist labeltypisch gut, Vinyl und Cover aus dickem Material, und ein dickes Booklet im 7“-Coverformat gibt es auch.

Hierfür haben Greg, Nate und Co. in ihren Fotoalben gewühlt, man sieht wütende junge Männer in vorzugsweise weißen T-Shirts, die sich auf kleinen Bühnen verausgaben, dazu gibt es Abbildungen von Flyern und auch die Texte, von denen mir „No tolerance“ besonders positiv aufgefallen ist: ein flammender Appell gegen Nationalstolz.

In NYC waren zur gleichen Zeit einige andere Hardcore-Kids in dieser Hinsicht ganz anderer Meinung ... Die Musik? Wütender, bisweilen etwas simpler, zeittypischer SxE-Hardcore – GORILLA BISCUITS etwa waren damals schon weiter und besser.