HAMMERHEAD

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Zum Glück SPD

HAMMERHEAD-Interviewversuch, die Zweite. Bereits letzen Mai habe ich die Jungs in Köln interviewt, was aber mangels Aufnahmegerät etwas daneben geriet. Bei ihrem letzten Gastspiel in Neuss wagte ich es ein zweites Mal, und siehe da, es ging – einigermaßen. Wir zogen uns in den „gemütlichen“ Bierkeller des Café Flic Flac zurück und wurden nur von der stetig surrenden Lüftungsanlage gestört, welche das Abhören des Tapes zur Qual machen sollte.

Wann gibt es wieder was Neues von euch?

Norbert: Wir wollen jetzt bald ins Studio.

Gibt es dann eine neue Platte?
Ranen:
Wissen wir noch nicht. Wir nehmen ein Stück für einen Sampler auf und nehmen dann gleich noch ein paar Sachen mehr auf.

Kommt das wieder bei Faulstufe/Hucks Plattenkiste raus?
Danilatore:
Nein. Komischerweise stoßen wir immer auf Labels, die 500 Singles pressen lassen und bloß keinen Gewinn machen wollen.
Osche: Wir haben da noch ein Eisen im Feuer, aber wir wollen das Maul lieber nicht zu voll nehmen. Nachher klappt das doch nicht, und dann stehen wir wieder da.
Norbert: Der Typ hat auch nicht wieder angerufen.

Ihr wart ja auch auf dem CRUCIFIX-Sampler drauf.
Osche:
Ja, da waren ganz viele kompromisslose Bands drauf.
Tobias: Das ist der kompromissloseste Sampler aller Zeiten gewesen!

Warum habt ihr da mitgemacht? Weil ihr CRUCIFIX gut findet oder weil es cool ist, auf so einem Sampler zu sein? Ich frage nur, weil es in dem Booklet des Samplers hieß, dass nur Bands, die CRUCIFIX auch gut fanden, mitmachen durften.
Osche:
Nein, wir dachten einfach, wir wären auch kompromisslos. Mir geht das auch am Arsch vorbei. Du wirst halt gefragt ‚Wollt ihr auf eine Platte?’, dann sagt man halt Ja.
Tobias: Ich fand CRUCIFIX immer gut.
Ranen: Wir waren gerade im Studio und da hat das gut gepasst.
Osche: Es gibt sicher schlimmere Bands, aber alleine auf die Idee kommen, die zu covern, ist doch ein wenig abwegig.

Ihr kommt ja zum Teil aus Neuwied. Neulich meinte jemand zu mir, dass es dort bei Konzerten grundsätzlich was aufs Maul gäbe.
Tobias:
Ja, für Auswärtige.

Warum?
Tobias:
Das ist so was wie Sport.
Osche: Abgesehen davon stauen sich nach der siebten Schlagerparty in der Woche natürlich ein paar Aggressionen auf.
Danilatore: Das gehört zum guten Ton.
Osche: Eben! Sind wir Punker oder Klassikfans?
Ranen: Das sagt hier der große Schläger.

Habt ihr das Buch „American Hardcore“ schon mal in den Fingern gehabt?
Osche:
Ist das das Buch mit den vielen Bildern drin? Damit kenne ich mich aus!

Darin geht es um die Gewalt in der Ami-Szene zwischen 1980 bis 1985, als die sich dort alle ständig prügelten. Das war gar nicht so toll, wie wir uns das immer so vorstellen.

Tobias: Die Amis sind doch eh alle gestört.

Und in Neuwied ...
Tobias:
In Neuwied hauen sich alle gerne, und vor allem den Nazis was aufs Maul. Wenn keine Nazis da sind, hauen sie sich eben mit Türken, oder mit Russen, oder untereinander.

Wusstet ihr, dass es da noch eine Metalband namens HAMMERHEAD gibt?
Norbert:
Ja, von denen hätte ich beinahe mal eine Platte bei Ebay ersteigert. Habe ich dann aber doch nicht gemacht.
Tobias: Da gab es aber noch eine Amiband in den 90ern, die haben sich aber umbenannt, als sie von uns gehört haben. Inzwischen haben die sich aber lieber gleich ganz aufgelöst.

Wie habt ihr eigentlich den Degowski, oder war es Rösner, in das Cover eurer ersten LP reingefummelt?
Tobias:
Dazu gibt es eine schöne Geschichte. Ich habe das Bild in einem Jahrbuch in der Stadtbücherei Bonn gesehen. Dann habe ich es mit einem Skalpell klammheimlich ausgeschnitten und wieder zurück ins Regal gestellt. Norbert ist dann später hin und hat das ausgeschnittene Bild geholt und zu uns gebracht.
Danilatore: Ganz konspirativ.
Osche: Und für das Beiheft hatten wir eine Bravo-Girl, eine normale Bravo und einen ganzen Arsch voll Tourbilder.

Und wie habt ihr das Bild passend bekommen? 1000 Fotos geschossen?
Danilatore:
Nein, damals ging das noch ohne Computer. Cut and paste. Das war einfach Zufall, dass es so gut passte.

Und was steht hinter eurem weißen Album? Eine Verarsche auf die BÖHSEN ONKELZ?
Tobias:
BÖHSE ONKELZ?! Wohl eher die BEATLES!
Osche: Und wieso verarschen?
Danilatore: Nach dem Cover der ersten LP dachten wir uns einfach, dass wir das ohnehin nicht mehr toppen können.
Osche: Wir wollten auch nicht weiter in diese Richtung gehen und haben uns gedacht, dass wir uns einfach mal gar nichts einfallen lassen.

Eure erste Single sieht ja auch aus wie von EA80. Die Scheibe mit dem Hammerhead im Wald. Die „Vorsicht Schreie“ von EA80 sieht doch ähnlich aus.
Tobias:
EA80?!
Norbert: Das war eigentlich eher so gemacht, weil wir aus dem Westerwald kommen.
Osche: EA80 sind doch scheiße.
Tobias: Meine Güte! Wenn man jung ist und Liebeskummer hat, kann man die doch gut hören. Ich schreibe eine Karte, doch ich weiß nicht wohin ... (singt mit EA80-Stimme)

Habt ihr zu Beginn der 90er auch mal in den „fünf neuen Ländern“ gespielt?
Tobias:
Natürlich! Da haben wir große Erfolge gefeiert. In Lehnin haben wir vor sagenhaften dreizehn Leuten gespielt. Ganz groß!
Osche: Wir haben aber auch wirklich gute Konzerte da gehabt. Mir fällt aber nicht mehr ein, wo das war.
Danilatore: Da war doch dieses Open-Air, bei dem wir bis Morgengrauen gespielt haben und nur noch drei Leute besoffen im Gras lagen.