ANGRY YOUTH ELITE

Foto

My sound

Es ist relativ schnell klar, wo sich ANGRY YOUTH ELITE aus dem Ruhrpott verorten lassen: beim Skatepunk kalifornischer oder schwedischer Prägung der Neunziger. Warum das so ist und an welchen Stellen sich die Band aber deutlich erwachsener positioniert, erfahren wir von Charly, Sänger und Bassist der Band.

Man hört eurem Album ja deutlich die Einflüsse an, tut ihr euch mit dieser Einordnung schwer oder ist das okay für euch?

Klar, voll okay. Wir sind ja mit den ganzen Bands aufgewachsen und haben zu diesem Soundtrack gefeiert, in verschiedenen Bands gespielt und eigentlich nie etwas anderes gemacht. Kurzum: Wir hatten eine extrem gute Zeit. Damals wie heute gibt es aber kein Team „Kalifornien“ oder Team „Schweden“ in der Band, wohl aber Team „Hardcore“ und Team „Melodic“. Mit dieser Mischung ist auch das neue Album „All Riot“ entstanden, wo wir schon davon überzeugt sind, dass man hier neben den Einflüssen auch eine Portion ANGRY YOUTH ELITE raushört.

Was, denkst du, macht den Sound dieser Zeit für euch so besonders und welchen Stellenwert hat dieser im Jahr 2023?
Mit diesem Sound verbinden wir unsere Jugend, die Entdeckung des Melodic Skatecore. Und natürlich die ersten Punkrock-Shows, die ersten Schritte mit der eigenen Band und das Entdecken immer neuer Bands. Beim Gedanken daran haben wir schon ein Grinsen im Gesicht. Damals hat man sich noch die Credits im Booklet durchgelesen, um so neue Bands zu entdecken. Wenn man zwei Mal den gleichen Bandnamen entdeckt hat, musste man schauen, wie man an die CD kommt. Die hat man sich dann meistens ungehört bestellt. Da hast du als Hörer aktiv nach so ähnlichen Bands gesucht. Heute haben Fans doch Zugang zu einer unvorstellbaren Menge an Musik, und das ganz bequem von zu Hause aus. Da ist es doch eher so, dass du als Band aktiv deine Hörer suchen und immer wieder mit deinem Sound überzeugen musst, als dass du entdeckt wirst. Ich kann mir vorstellen, dass sich dadurch sicherlich der Stellenwert von Skatepunk bei älteren und jüngeren Hörern unterscheidet.

Wenn ich an die Neunziger zurückdenke, war nicht unbedingt jede Band immer auch mit klarer politischer Message unterwegs, da waren auch viele „Quatsch-Texte“ dabei – ihr habt dagegen eine deutlichere Sprache gewählt. Denkst du, dass der Skatepunk-Sound irgendwann seine Unschuld verloren hat?
Für uns auf jeden Fall! Eine klare Haltung ist für alle in der Band extrem wichtig und man sollte – egal welche Musikrichtung – diese dann auch in der Musik verarbeiten. Über die Jahre haben wir aber auch gemerkt, dass uns authentische Texte einfach mehr „kicken“ und ein Song um so schwächer ist, je mehr Quatsch man verzapft. Wir sind eben keine zwanzig mehr und haben durch unsere Kids und dem ganzen Trouble im „Sandwichalter“ nicht mehr eine so unbeschwerte Sicht auf die Dinge. Da muss man manchmal einfach Stellung beziehen. An Inspiration mangelt es da leider ja nicht. Pandemie, Krieg und Klimakrise ... Zudem gab es noch ein paar persönliche Downs, die wir verarbeitet haben. Lief halt nicht immer alles rund bei uns. Das alles hat uns geholfen, die Platte mit echtem Leben zu füllen. So gesehen ist Skatepunk erwachsen geworden.

Wenn man heute auf Shows der alten Helden geht, sieht man auch eher ergraute Köpfe im Publikum – da will ich mich selbst nicht ausschließen –, dabei gibt es auch eine ganz neue Generation von Bands und Fans. Wo siehst du die Unterschiede zwischen den Bands und Fans von damals und heute?
Klar, die Beobachtung mache ich auch. Hier ein Klassentreffen der „Class of 94“ und dann auf einer anderen Show ein etwas jüngeres Publikum mit neuen Pop-Punk-Bands. Die halten das Genre am Leben und entwickeln es weiter. Klar, es gibt Unterschiede in Bezug auf Einstellungen, Ängste und Humor, je nachdem aus welcher Generation man stammt. Aber hey, wir sollten uns eher auf das konzentrieren, was uns verbindet, als uns zu sehr auf die Unterschiede zu fixieren. Auf unseren Shows treffen wir immer wieder junge Fans, die uns zeigen, dass es auch heute noch eine große Liebe zum Punk gibt. Einige von ihnen haben sogar ihre eigenen Bands! Und ich muss sagen, das freut uns besonders.