BEHIND THE SCENES: Ox-Schreiber*innen im Porträt – Teil 9

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Simon Brunner

Das Ox wird seit jeher mit großem Engagement von vielen ehrenamtlichen Schreiber*innen zusammengestellt, und 2020 feiert das Ox schon seinen 31. Geburtstag. Mit Simon Brunner interviewe ich dieses Mal einen Schreiber, der anfing, als das Ox „erst“ neun Jahre alt war.

Simon, du bist seit 1997 beim Ox. Wie bist du dazu gekommen?


Mein erstes Heft habe ich Anfang der Neunziger auf der Toilette im Taka Tuka, einer nur kurz existierenden Punkerpinte in der tiefsten Oberpfalz gefunden. Seitdem habe ich das Ox immer mal wieder über irgendeinen Mailorder mit bestellt und schließlich abonniert. Über den Aufruf im Heft habe ich während der Semesterferien im August 1997 in Essen ein Praktikum gemacht.

22 Jahre sind eine lange Zeit. Welche Erlebnisse sind dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Äußerst ereignisreich waren die ersten Jahre. Das Praktikum, die vielen Konzerte und neuen Kontakte. Die Redaktionstreffen im sehr kleinen Kreis, wie das lustige Wochenende in der Eifel oder in Uschis und Joachims Wohnung in Essen. Ganz zu schweigen von den Erfahrungen in Verbindung mit der Ausbildung bei Cargo Records und dem Zusammenleben mit Uschi und Joachim in Haan-Gruiten.

Wie lief das damals ab? Es gab ja noch relativ wenig E-Mailverkehr. Wie hast du deine Reviews geschrieben und an die Redaktion geschickt?

Meine Reviews, Interviews, Kolumnen, Fotos und diversen anderen Dinge wurden auf Diskette abgespeichert. Ich schrieb die Texte auf einem ausgemusterten Büro-Commodore 286. Die Diskette wurde nebst Ausdruck dann per Post an die Redaktion geschickt.

Welche Bands beeinflussen dich am meisten?

Die Liste könnte konträrer nicht sein, aber eines haben alle gemeinsam: eine deutlich erkennbare musikalische Weiterentwicklung ohne Genre-Scheuklappen. Meine Alltime-Favorites sind nach wie vor THE CLASH, DEF LEPPARD, THE LEMONHEADS, PROPAGANDHI, RAINBOW und TON STEINE SCHERBEN.

Spiegelt das auch die Musik wieder, die du sonst hörst?

Als ich zum Ox stieß, war gerade die dritte Ska-Welle angelaufen. In der damaligen Redaktion fand sich niemand, der sich dafür wirklich begeistern konnte. Ich schon, so dass Ska und Reggae in Verbindung mit Punk, Hardcore und anderen Einflüssen anfangs mein Schwerpunkt war. Es gibt überall Großartiges zu entdecken. Ich muss nicht mehr alles haben, entdecke allerdings immer wieder total interessante Musik aus der Vergangenheit, während mich die meisten aktuellen Sachen wenig interessieren.

Du machst ja auch selbst Musik bei BLANK WHEN ZERO. Du bist Drummer und singst auch, richtig?

Als wir 2009 mit BLANK WHEN ZERO begannen, hatten wir uns festgelegt, den Gesang aufzuteilen. Live spielen wir derzeit aus beruflichen und privaten Gründen sehr selten. Für Ende 2020 ist auf Keep It A Secret Records eine 5-Track-7“-EP mit neuen Studiosachen geplant. Es wird gewohnt aggressiv, komplex, kurz und noch etwas schneller werden, mit ausschließlich deutschen Texten.

Bist du auch noch mit den TIKI KINGS aktiv?

Die TIKI KINGS waren ein Surf-Thrash-Theater mit umfangreicher und zeitintensiver Bühnenshow. In den aktiven zwei Jahren können wir auf einige Konzerte im In- und Ausland sowie auf die selbst produzierte und veröffentlichte CD „Surf! Savage! Sacrifice!“ zurückblicken. Als Bandleader Rick 2012 zurück in die USA ging, war die Band in Frankfurt Geschichte. Aber der Geist lebt in der Zwei-Mann-Formation TIKITRONIC in den USA weiter. Rodney hat sich mit der Psychobillyband KING MOROI mittlerweile in dieser Szene einen Namen erspielt.

Was schätzt du am Ox?

Uschi und Joachim! Ihnen gönne ich alles, was sie mit dem Ox und Kochen ohne Knochen auf die Beine gestellt haben. Punk ist ein sehr weiter Begriff und diese Offenheit spiegelt sich auch in den Texten und in der Musikauswahl im Ox wieder. Auch hier ist neben der Professionalität eine Weiterentwicklung sichtbar, ohne jedoch die Grundidee/-werte in Frage zu stellen.

Hast du eine/n Lieblingsschreiber/in?

Nein. Mein Interesse gilt dem jeweiligen Thema.