CAPRA

Foto© by Tyson Pate

Abend für Abend

Das zweite Album der US-Band aus Lafayette ist das genaue Gegenteil seines Titels. CAPRA kultivieren auf „Errors“ einen dichten, impulsiv getriebenen Mix aus Hardcore und Metal. Das Quartett arbeitet mit vielfältigen Einflüssen, die auch Mathrock, Noise und Punk umfassen.

Ausgehend vom tollen 2021er Debüt „In Transmission“ hat sich die Gruppe um Frontfrau Crow Lotus merklich gesteigert. Das Mehr an mutiger Eigenständigkeit und das breiter zur Schau getragene Selbstverständnis fallen sofort positiv auf. Die Stücke von „Errors“ besitzen zudem starke Hooklines und erfahren dadurch einen größeren Wiedererkennungswert. CAPRA inszenieren sich primär als aufgeweckte, beständig nachsetzende Crossover-Kombo, die im Kontext ihrer Gruppe das zusammenbringt, womit die beteiligten Musiker aufgewachsen sind: „Bei alten Alben wäre das ‚We Are The Romans‘ von BOTCH, doch es gibt so viele tolle Platten“, weiß Gitarrist Tyler Harper. „Auch CONVERGE haben immer auf großartige und einzigartige Weise gezeigt, was es heißt, Hardcore und Metal zu vereinen. Was aktuelle Veröffentlichungen angeht, bin ich besessen von der neuen MINDFORCE-Platte.“ Trevor Alleman sieht das ganz ähnlich: „Es gibt viele Bands, die nun schon seit geraumer Zeit verschiedene Genres mischen und vielfältige Einflüsse integrieren, anstatt sich auf einen bestimmten Stil zu beschränken“, ergänzt der Bassist. „Wir haben das Gefühl, dass es uns ebenfalls gut gelingt, diverse Einflüsse in unseren eigenen Stil und Sound zu integrieren und dadurch immer weiter gehen zu können. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass wir in der Lage sind, weitaus breiter gefasste Shows zu spielen. Das ermöglicht uns Konzerte im gesamten Spektrum zwischen den verschiedenen Metal- und Hardcore-Stilen.“

Seine Gruppe ist für den Gitarristen eine Herzensangelegenheit: „Im Alter von neun Jahren habe ich angefangen, Gitarre zu spielen“, so Tyler. „Sobald ich mit harter Musik in Kontakt gekommen bin und erste Konzerte besucht habe, wusste ich, das ist dies genau das, was ich machen will. Ich bin mit Punk und Hardcore aufgewachsen. Nachdem ich in mehreren Bands gespielt und erste Songs geschrieben hatte, die auf dem basierten, was andere mochten und erwarteten, wurde es irgendwann langweilig und ich habe etwas Neues gesucht. Ich fühlte, dass es an der Zeit war, zu meinen Wurzeln zurückzukehren und mich dem zu widmen, was ich liebe. CAPRA ist das, was ich machen will. Diese Band sollte von Beginn an eine neue Perspektive auf eine legendäre Ära der Musik sein, die viele von uns immer noch losgelassen hat. Wenn es irgendwem nicht gefällt, kümmert mich das nicht.“ Nach dem gefragt, was ihn antreibt, verweist Bassist Trevor ebenfalls auf die tief verankerte Motivationslage und dadurch erzeugte Zufriedenheit: „Die kurze Antwort lautet wirklich schlicht: Liebe und Leidenschaft“, bekräftigt er. „Bringt man beides mit, kann nichts mehr schiefgehen. Fehlen sie hingegen, wird man es als Band nicht weit bringen. Zudem hängt alles stark von den eigenen Zielen, dem an den Tag gelegten Engagement und dem Grad des Erfolgs ab, den man zu erreichen sucht.“ CAPRA sind mit ihrem bisherigen Werdegang seit der Gründung im Jahr 2016 und ihrer Rezeption rundum zufrieden. Auch weil sie sich gut aufgehoben fühlen: „All die Jahre in der Szene zwischen Metal und Hardcore haben uns einen Sinn für Gemeinschaft gelehrt – sowohl in unserer lokalen Szene als auch als der ganzen übergeordneten Gesellschaft“, freut sich Trevor. „Dabei spielt es keine Rolle, wo wir gerade unterwegs sind. Als ich in jungen Jahren Punk für mich entdeckte, gab mir das ein Gefühl von Inklusivität, das ich anderswo so weder kennen gelernt noch gefunden oder gespürt hatte. Das begleitet uns auch heute.“

Die damit zu assoziierende Arbeitsethik und kritische Grundhaltung prägt das Agieren von CAPRA und kommt auch auf „Errors“ gut zur Geltung: „Wir lassen uns nicht vorschreiben, was wir zu tun haben, und beschränken uns nicht bloß auf das, was wir vordergründig ausdrücken“, stellt der Bassist klar. „Wir arbeiten mit niemandem zusammen, der darauf aus ist, andere böswillig herabzusetzen oder zu verletzen, weil sie so sind, wie sie sind. Stattdessen treten wir für diejenigen ein, die benachteiligt sind und Hilfe brauchen. Unsere Einstellung war immer, dass wir uns um unsere Fans und die Menschen in unserem Umfeld kümmern und ihnen in dem Chaos, das das Leben uns beschert, zur Seite stehen.“ Das Quartett aus Lafayette, Louisiana ist froh, mit diesem Ansatz nicht allein unterwegs zu sein: „Es gibt viele Bands, die hinsichtlich ihrer musikalischen Aufstellung und Einstellung als Gruppe ganz ähnlich wie wir unterwegs sind“, führt Gitarrist Tyler an. „Es ist immer so cool, solche Bands auf Tour zu treffen. Wen ich nennen möchte, sind ­ESCUELA GRIND, ­GLASSING, THE CALLOUS DAOBOYS, BRAT und POUND, mit ihnen fühlen wir eine starke Verbundenheit.“ Der Nachfolger „Errors“ präsentiert CAPRA spannend, abwechslungsreich und zugespitzt: „Unser Sound ist dieses Mal darauf ausgerichtet, die richtige Mischung aus technischen Passagen und harten Riffs zu finden“, führt Trevor aus. „Wir ziehen das eine dem anderen nicht unbedingt vor, sondern versuchen stets, den Song auf natürliche Weise entstehen zu lassen. Nur wenn es nötig ist, nehmen wir Änderungen vor.“ Das erklärt das rohe, jähe Moment im Sound der US-Kombo. Dieses ist den Musikern schon deshalb wichtig, weil alles auf intensive Live-Momente ausgerichtet ist. Das Quartett sucht beim Songwriting nichts anderes vorzubereiten und im Studio nichts anderes einzufangen: „In erster Linie wollen wir, dass die Leute uns live erleben“, so Bassist Trevor abschließend. „Das ist es, was uns zu dieser Musik gebracht hat und was sie am Laufen hält. Die Freude daran, diese Songs live zu spielen, ist für uns Lohn genug. Wir arbeiten wirklich hart an unseren Platten, um unseren Sound so gut wie möglich rüberzubringen. Abend für Abend werden wir daran erinnert, dass es nur um das Live-Erlebnis geht!“